Tödliche Schüsse in einer Kirche der Zeugen Jehovas

Tödliche Schüsse in einer Kirche der Zeugen Jehovas
Steinmeier spricht den Betroffenen seine Anteilnahme aus
Tödliche Schüsse in einer Gemeinde der Zeugen Jehovas in Hamburg haben Entsetzen und Fassungslosigkeit ausgelöst. Noch sind die Hintergründe der Gewalttat unklar.

Hamburg (epd). In einer Gemeinde der Zeugen Jehovas in Hamburg sind am Donnerstagabend tödliche Schüsse abgegeben worden. Bei der Gewalttat im Stadtteil Groß Borstel gab es nach Polizeiangaben mehrere Tote und Verletzte. Die Tat löste Entsetzen und Fassungslosigkeit aus. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach den Betroffenen seine „tiefe Anteilnahme an diesem Tag des Schmerzes“ aus. Die Hintergründe der Bluttat blieben zunächst unklar. Die Hamburger Polizei kündigte für 12 Uhr eine Pressekonferenz an

In der hatte die Polizei mitgeteilt, in einem Gemeindehaus der Zeugen Jehovas sei eine leblose Person aufgefunden worden, bei der es sich um den Täter handeln soll. „Die Ermittlungen zu den Hintergründen der Tat dauern an“, hieß es weiter. Zunächst wurde nach weiteren mutmaßlich an der Tat Beteiligten gefahndet. Am frühen Morgen meldete die Polizei, sie gehe nach aktuellem Sachstand von einem Täter aus. Zur Zahl der Opfer machte sie zunächst keine genaueren Angaben.

Bundespräsident Steinmeier erklärte: „Meine Gedanken sind bei den Toten und ihren Familien.“ Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bekundete ebenfalls seine Anteilnahme. „Schlimme Nachrichten aus Hamburg“, schrieb er auf Twitter und sprach von einer „brutalen Gewalttat“. Scholz war bis 2018 Erster Bürgermeister der Hansestadt Hamburg. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) schrieb auf Twitter: „Die grausame Gewalttat in Hamburg erschüttert mich sehr.“

Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) zeigte sich entsetzt. „Ich bin erschüttert über die furchtbare Gewalttat in einer Gemeinde der Zeugen Jehovas in Hamburg“, schrieb sie auf Twitter. Die Hintergründe würden mit Hochdruck ermittelt. Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) schrieb in dem Netzwerk: „Den Angehörigen der Opfer gilt mein tiefes Mitgefühl.“

Die Zeugen Jehovas äußerten sich „tief betroffen“ zu den tödlichen Schüssen in Hamburg. „Unser tiefes Mitgefühl gilt den Familien der Opfer sowie den traumatisierten Augenzeugen“, heißt es in einer Stellungnahme von Jehovas Zeugen in Deutschland auf der Website der Glaubensgemeinschaft. Die Seelsorger der örtlichen Gemeinde täten ihr Bestes, um in dieser schweren Stunde Beistand zu leisten.

Auch die Landesbischöfin der evangelischen Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, äußerte ihre Anteilnahme. „Mit Trauer und Mitgefühl denke ich an die Menschen, die in dieser Nacht aus dem Leben gerissen wurden“, sagte Kühnbaum-Schmidt. „Ich bete für sie alle und für die, die verletzt wurden oder miterlebt haben, was geschehen ist“, erklärte die Theologin.

Auch die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs zeigte sich erschüttert: „Diese furchtbare Gewalttat lässt uns fassungslos zurück“, erklärte die evangelische Theologin. Der Generalvikar des katholischen Erzbistums Hamburg, Pater Sascha-Philipp Geißler, erklärte, die Nachrichten zur Tat seien „erschütternd und machen mich sprachlos“.

Die Zeugen Jehovas haben nach eigenen Angaben weltweit rund 8,7 Millionen Mitglieder, in Deutschland seien es rund 170.000. Die Lehre der Zeugen Jehovas beruht auf einer wörtlichen Auslegung biblischer Texte. Im Mittelpunkt steht die Erwartung des Weltuntergangs, der endzeitlichen Vernichtungsschlacht „Harmagedon“, bei der Gott alles „Böse“ ausrotten und nur die Zeugen Jehovas verschonen werde.

Kirchliche und staatliche Sektenexperten werfen der Glaubensgemeinschaft totalitäre Strukturen vor. Nach Angaben der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen erwarten die Zeugen Jehovas unbedingten Gehorsam, für kritische Rückfragen oder Bedenken lassen sie keinen Raum.