Bevölkerung in Nigeria wählt Präsidenten und Parlament

Bevölkerung in Nigeria wählt Präsidenten und Parlament

Frankfurt am Main, Abuja (epd). Überschattet von einer Wirtschaftskrise waren die Menschen in Nigeria am Samstag zu Präsidenten- und Parlamentswahlen aufgerufen. Die Abstimmung in dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas gilt als richtungsweisend. Vor allem junge Menschen setzen viel Hoffnung in den Kandidaten der bisher politisch kaum bedeutsamen Arbeiterpartei, Peter Obi. In langen Schlangen standen die Menschen an, um ihre Stimme abzugeben. Mehr als 93 Millionen Menschen hatten sich für die Wahl registrieren lassen.

Zum ersten Mal in der Geschichte Nigerias wurden elektronische Wahlgeräte eingesetzt, um Wahlbetrug zu verhindern. Wie der britische Nachrichtensender BBC am Samstag berichtete, fielen in einigen Wahllokalen jedoch die Maschinen aus, sodass die Wähler dazu aufgefordert wurden, später wiederzukommen. Laut der nigerianischen Zeitung „Vanguard“ kam es außerdem im Bundesstaat Kogi zu einem Zwischenfall, bei dem Soldaten einen Mann töteten, der gedroht hatte, jeden umzubringen, der nicht die Regierungspartei APC wähle.

Obwohl Nigeria riesige Ölvorkommen hat, leben viele Menschen in dem westafrikanischen Land in Armut. Nach Angaben der Weltbank hat sich die Wirtschaft nach der coronabedingten Rezession zwar erholt. Aber die mehr als 200 Millionen Nigerianerinnen und Nigerianer leiden unter anderem unter der hohen Inflation. Wegen einer stockenden Währungsreform war zuletzt zudem das Bargeld knapp. Auch Benzin ist vielerorts kaum zu haben.

Neben dem 61-jährigen Unternehmer Obi werden zwei weiteren Kandidaten Chancen zugerechnet: Dem 70-jährigen Bola Tinubu von der Regierungspartei APC sowie Atiku Abubakar (76) von der größten Oppositionspartei PDP, der bereits zum sechsten Mal versucht, Staatsoberhaupt zu werden. Der scheidende Präsident Muhammadu Buhari darf nach seiner zweiten vierjährigen Amtszeit nicht mehr antreten. Insgesamt traten 18 Kandidaten bei dem Rennen um das Präsidentenamt an.

Vor der Wahl war die Stimmung auch wegen der schlechten Sicherheitslage in Teilen Nigerias angespannt. Im Norden ist unter anderem die islamistische Terrorgruppe Boko Haram aktiv. Zudem kommt es immer wieder zu Entführungen, mit denen teils hohe Summen an Lösegeld erpresst werden sollen. Nach Angaben der nigerianischen Einwanderungsbehörde sollen alle Landesgrenzen am Wahltag geschlossen werden.

In den vergangenen Wochen war es in dem westafrikanischen Land zudem wegen der Währungsreform zu teils gewaltsamen Protesten gekommen. Am Mittwoch unterzeichneten die Präsidentschaftskandidaten laut Medienberichten eine Erklärung, die sich gegen Gewalt im Zusammenhang mit den Wahlen richtet. Gewonnen hat, wer die höchste Stimmenzahl und mindestens 25 Prozent der Stimmen in zwei Dritteln der Bundesstaaten bekommt. Sollte niemand die Voraussetzungen erfüllen, treten die beiden führenden Kandidaten bei einer Stichwahl gegeneinander an. Mit dem Wahlergebnis wird innerhalb der nächsten fünf Tage gerechnet.