Vier Priester in Nicaragua zu langjähriger Haft verurteilt

Vier Priester in Nicaragua zu langjähriger Haft verurteilt

Mexiko-Stadt, Managua (epd). Ein Gericht in der nicaraguanischen Hauptstadt Managua hat am Montag (Ortszeit) vier katholische Priester, zwei Seminaristen sowie einen Kameramann zu jeweils zehn Jahren Haft verurteilt. Wie die Nichtregierungsorganisation Einheit zur Juristischen Verteidigung (UDJ) auf Twitter mitteilte, war ihnen vorgeworfen worden, die nationale Integrität beeinträchtigt und Falschmeldungen verbreitet zu haben.

Die Verurteilten waren alle in der Diözese Matagalpa tätig. Sie wurden am 19. August vergangenen Jahres zusammen mit dem regimekritischen Bischof Rolando Álvarez in dessen Sitz in der nördlich von Managua gelegenen Stadt Matagalpa festgenommen. Álvarez wird vorgeworfen, Hassverbrechen gegen die Bevölkerung verübt zu haben und den Staat destabilisieren zu wollen. Gegen ihn soll am 28. März ein Urteil gesprochen werden.

Seit zahlreiche Pfarrer im Jahr 2018 Demonstranten bei Massenprotesten gegen den Präsidenten Daniel Ortega vor Übergriffen von Polizisten und Schlägertruppen geschützt hatten, geht das Regime zunehmend schärfer gegen die katholische Kirche vor. Hochrangige Vertreter der Kirchenhierarchie wie der Nuntius des Papstes, Waldemar Stanislaw Sommertag, und der Bischof Silvio Báez, mehrere Pfarrer sowie 18 Missionarinnen des Mutter-Teresa-Ordens wurden des Landes verwiesen. Erst am Freitag wurde ein Priester wegen Konspiration und Verbreitung von Falschnachrichten ebenfalls zu zehn Jahren Haft verurteilt.

Seit den Protesten von 2018, bei denen mehr als 350 Menschen ums Leben gekommen sind, geht der Staatschef Ortega äußerst repressiv gegen sämtliche Regimegegner vor. Zahlreiche Studenten, Menschenrechtsverteidiger, oppositionelle Politiker und Journalisten sind ins Exil geflüchtet. Mehr als 3.000 Nichtregierungsorganisationen wurden verboten. Das Menschenrechtszentrum CENIDH spricht von 245 politischen Gefangenen, die gefoltert, erniedrigt und inhuman behandelt würden. Nach den Urteilen von Montag forderte CENIDH die unmittelbare Freilassung der Verurteilten sowie aller anderen politischen Gefangenen.