UN: Mehr Mädchen von Genitalverstümmelung bedroht

UN: Mehr Mädchen von Genitalverstümmelung bedroht
In über 30 Ländern erleiden Millionen Mädchen und Frauen eine partielle oder komplette Entfernung ihrer Genitalien - trotz jahrelangen Kampfes dagegen. Die UN verweisen auf die Rolle von Männern bei der Bekämpfung.

Nairobi, New York (epd). Das Ziel, die Genitalverstümmelung von Mädchen weltweit bis 2030 auszumerzen, ist den Vereinten Nationen zufolge ohne massive Anstrengungen nicht mehr zu erreichen. Nur gemeinsame und ausreichend finanzierte Maßnahmen unter Einbeziehung aller beteiligter Gruppen könnten zum Ende dieser schädlichen Praxis führen, erklärten das UN-Kinderhilfswerk UNICEF und der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) am Freitag anlässlich des internationalen Tages gegen weibliche Genitalverstümmelung am 6. Februar.

In diesem Jahr wollen die Vereinten Nationen besonders darauf aufmerksam machen, dass auch Jungen und Männer aktiv in den Kampf gegen die Praxis eingebunden werden müssen. Die weibliche Genitalverstümmelung sei „eine der bösartigsten Erscheinungsformen des Patriarchats“, sagte UN-Generalsekretär António Guterres. Deshalb versuchen die UN mehr Männer und Jungen zu erreichen, umso ungleiche Machtverhältnisse zu verändern und die durch Geschlechterungleichheit verursachten Einstellungen und Verhaltensweisen, die zu Genitalverstümmelung führen, infrage zu stellen, erklärten Unicef und Unfpa.

Rund 4,3 Millionen Mädchen weltweit sind 2023 laut den UN von Genitalverstümmelung bedroht. Weil die Mädchen vor allem in Ländern mit starkem Bevölkerungswachstum leben, werde die Zahl der gefährdeten Mädchen trotz Erfolgen im Kampf gegen die Praxis weiter steigen, erklärten Unicef und Unfpa. Auch die Not von Familien, verursacht durch die Klimakrise, Konflikte sowie steigende Ungleichheit und Armut behindere ein Eindämmen. Bei dem gefährlichen Eingriff werden die Genitalien unterschiedlich stark verletzt, vom Anschneiden der Klitoris-Vorhaut bis hin zur vollständigen Entfernung der Klitoris, der inneren Schamlippen sowie der Innenseite der äußeren Schamlippen.

Nach Angaben der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) gab es in den vergangenen Jahren Rückschläge im Kampf gegen Genitalverstümmelung, unter anderem durch die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie und die Klimakrise. „Durch Schulschließungen während der Pandemie wurde den Mädchen ein wichtiger Schutzraum genommen“, erläuterte die stellvertretende DSW-Geschäftsführerin , Angela Bähr. Und Dürren brächten Familien in eine so prekäre Lage, dass die Verheiratung der Töchter als wirtschaftliche Notwendigkeit erscheine. Die Genitalverstümmelung sei oftmals die Voraussetzung für eine Eheschließung.

Genitalverstümmelung gilt in mehr als 30 Ländern als Übergangsritual vom Mädchen zur Frau. Die gefährliche Praxis, die oftmals ohne hygienische Vorsichtsmaßnahmen und mit improvisierten Geräten vorgenommen wird, hat in vielen Fällen schwerwiegende gesundheitliche und psychische Folgen. Verbreitet ist der Eingriff, in unterschiedlichem Ausmaß, in Ägypten, Sudan, 26 Ländern in West- und Ostafrika, sowie in Irak, Jemen, Indonesien und Malaysia.