Pfarrerin: "Letzte Generation" sucht Kirchen als Partner

Pfarrerin: "Letzte Generation" sucht Kirchen als Partner
26.01.2023
epd
epd-Gespräch: Jens Bayer-Gimm

Gräfelfing, Frankfurt a.M. (epd). Die Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ sehen die Kirchen als wichtige Partner im Kampf gegen die Erderhitzung an. Schon jetzt hätten Millionen Menschen infolge der Klimakrise ihre Lebensgrundlage verloren, sagte Andrea Rückert, neben der Oldenburgerin Sonja Manderbach Koordinatorin der „Arbeitsgemeinschaft (AG) Vernetzung mit den Kirchen“ der „Letzten Generation“, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Beispiele allein im vergangenen Jahr seien die Überschwemmungskatastrophe in Pakistan oder die Dürre in Ostafrika. Für Christen sei die Überlegung unabdingbar, inwiefern sie mit ihrem Lebensstil die Rechte anderer Menschen weltweit verletzten, erklärte die Pfarrerin im Schuldienst in Gräfelfing bei München.

Die „Letzte Generation“ betrachte die Kirchen als Ort, an dem sie nicht wegen ihrer Blockaden vorverurteilt und kriminalisiert werde, sondern an dem ihre Sorgen ernst genommen werde, sagte Rückert. Gegner würden den Blockierern vorwerfen, sie schränkten ihre Freiheit ein. Freiheit zu beanspruchen bedeute aber auch, die Freiheit der Opfer der Klimakrise zu achten - sonst sei sie reiner Egoismus. Der Gott der Bibel ergreife für die Unterdrückten und Nichtprivilegierten Partei. Insofern hätten auch Christen den Auftrag, Stellung für die Opfer der Klimakrise zu beziehen.

Die bundesweit 28 evangelischen und katholischen Mitglieder der AG „Vernetzung mit den Kirchen“ nähmen vielstimmige Reaktionen aus den Kirchen wahr, sagte die Koordinatorin. Grundsätzliche Zustimmung gebe es für das Ziel des Klimaschutzes, aber manchen sei dessen Dringlichkeit nicht bewusst. Die Wissenschaftler des Weltklimarats prognostizierten, dass die Erderhitzung in wenigen Jahren Kipppunkte erreiche, die unumkehrbare Folgen auslösten.

Manche Pfarrerinnen und Pfarrer hätten Angst, bei einer Unterstützung der Klimaschützer Mitglieder zu verprellen, berichtete Rückert. Sie sollten sich aber trauen, Stellung zu beziehen. Es sei eine Gewissensfrage, „über die Komfortzone hinauszugehen, selbst wenn es Widerspruch gibt“. Das Mittel der „Letzten Generation“, ziviler Ungehorsam, sei als wichtiges Element der Demokratie eng mit Kirchen verbunden gewesen, etwa in der US-Bürgerrechtsbewegung oder der Friedensbewegung in Deutschland.