Barmer-Arzneimittelreport: Digitalisierung kann Leben retten

Barmer-Arzneimittelreport: Digitalisierung kann Leben retten

Hamburg (epd). Laut dem Arzneimittelreport 2022 der Krankenkasse Barmer kann eine digitalisierte Arzneimitteltherapie das Leben von Patientinnen und Patienten retten. Das habe die Auswertung von drei Projekten gezeigt, wie die Barmer am Montag in Hamburg mitteilte. Die inhaltliche Komplexität der Arzneimitteltherapie ist laut dem Report nur digital zu beherrschen.

Wie die Digitalisierung die Patientensicherheit erhöhe, zeige etwa das Projekt zur „Anwendung für ein digital unterstütztes Arzneimitteltherapie-Management“ (AdAM). Während der Testphase mit der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe von Juli 2017 bis Juni 2021 hätten rund 940 Hausärzte mehr als 11.000 Patienten mit Polypharmazie betreut. AdAM habe die Hausarztpraxen erstmals digital mit vollständigen Informationen zu Vorerkrankungen und Arzneimittel versorgt und auf vermeidbare Risiken der Therapie hingewiesen.

So wurde laut Barmer die Sterblichkeit der Patienten im Vergleich zur Routineversorgung relativ um zehn bis 20 Prozent gesenkt. „Bei flächendeckender Anwendung durch die niedergelassenen Ärzte kann AdAM jährlich 65.000 bis 70.000 Todesfälle bundesweit vermeiden“, sagte Barmer-Landeschefin Susanne Klein.

Daneben schütze das zweite Projekt TOP vor riskanter Arzneitherapie bei einer Krankenhausaufnahme. Insbesondere Patienten, die als Notfall aufgenommen werden, seien hohen Risiken ausgesetzt. „Ohne vollständige Kenntnis der aktuellen Medikation wird die Arzneimitteltherapie zu einem unkalkulierbaren Risiko“, sagte Klein. Das Besondere sei die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Krankenhausapotheken sowie den behandelnden Ärzten.

Dem Report zufolge haben Barmer-Versicherte im Jahr 2020 knapp 1.900 verschiedene Wirkstoffe verordnet bekommen. Sie wurden mit fast 460.000 verschiedenen Kombinationen aus zwei Arzneimitteln behandelt. „Kein Arzt kann ohne elektronische Unterstützung die Sicherheit all dieser Kombinationen beurteilen“, sagte Klein. Notwendig sei ein automatischer digitaler Vorgang, der all diese Informationen speichere, damit sie Arztpraxen, Krankenhäusern und Apotheken sektorenübergreifend zur Verfügung stünden.