Demonstranten setzen sich in Richtung Lützerath in Bewegung

Demonstranten setzen sich in Richtung Lützerath in Bewegung

Lützerath (epd). Zum Auftakt der großen Demonstration von Klimaschützern, Braunkohlegegnern und Umweltverbänden gegen die Räumung und Abbaggerung von Lützerath haben Anwohner, Aktivisten und Kirchenvertreter das langjährige Engagement gegen die Kohleverstromung betont. Nicht erst mit Lützerath, sondern schon seit den 1970er Jahren hätten seine Amtsvorgänger gegen den Abbau im Garzweiler-Revier protestiert und deutlich gemacht: „Kohle hat keine Zukunft“, sagte der Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Jülich, Jens Sannig, am Samstag auf einer Pressekonferenz in Lützerath. Das Dorf Lützerath, dessen Räumung am vergangenen Mittwoch begonnen hatte, sollte am Samstag den Endpunkt der in Keyenberg gestarteten Kundgebung markieren.

Sannig verwies neben der Umweltzerstörung auch auf das Leiden der Menschen der Region und sprach von etlichen, enteigneten Bauern, die er in den vergangenen Jahren weinend im Arm gehalten habe. Statt 5.000 Polizeibeamte in das Gebiet zu schicken, hätte die Landesregierung besser 5.000 Beamte schicken sollen, die mit den Menschen sprechen, sagte der Pfarrer. Er appellierte an Politik und Gesellschaft, es gebe genügend alternative Ideen für eine nachhaltige Energiegewinnung.

Der Anwohner David Dresen aus Kuckum, einem der fünf von Abbaggerung verschonten Dörfer, engagiert sich mit seiner Schwester Tina Dresen im Bündnis „Alle Dörfer bleiben“. Er warf dem Energiekonzern RWE und der NRW-Landesregierung vor, massiven Druck auf die Landwirte auszuüben, die noch Ackerland oder Wiesen rund 200 Meter hinter Lützerath besitzen, ihr Land zu verkaufen. Doch die betroffenen Landwirte weigerten sich, dieses Land gehöre nicht RWE, betonte Dresen.

Mitglieder der Initiative „Lützi bleibt“ betonten, der Klima-Protest sei in den vergangenen Monaten nicht schwächer, sondern stärker geworden. Immer mehr Menschen schlössen sich der Bewegung an. Das sei wichtig, denn Appelle an die Politik reichten alleine nicht aus, die Menschen müssten selber aktiver werden.

Am Samstag setzte sich ein Demozug von Keyenberg Richtung Lützerath in Bewegung. Erwartet wurden rund 10.000 Teilnehmer. Unterdessen setzte die Polizei die Räumung des inzwischen von Sicherheitszäunen umgebenen Weilers Lützerath fort, unter anderem wurden einzelne vor Ort verbliebene Aktivisten aus Bäumen geholt. Der Konzern RWE ließ weiter Gebäude abreißen und Bäume roden.