Letztes Geleit für Benedikt XVI.

Letztes Geleit für Benedikt XVI.
Viele Tausend Menschen haben auf dem Petersplatz in Rom dem verstorbenen Ex-Papst Benedikt XVI. die letzte Ehre erwiesen. Papst Franziskus feierte das Requiem für seinen Amtsvorgänger. Am Ende der Messe wurde der Sarg in den Petersdom gebracht.
05.01.2023
epd
Von Franziska Hein (epd)

Rom, Frankfurt a.M. (epd). Der verstorbene emeritierte Papst Benedikt XVI. ist am Donnerstag zur letzten Ruhe im Petersdom in Rom gebettet worden. Für den aus Deutschland stammenden Pontifex war das ehemalige Grab von Papst Johannes Paul II. in der Krypta der Basilika vorgesehen, wie der Vatikan mitteilte. Zuvor hatte Papst Franziskus für seinen Amtsvorgänger auf dem Petersplatz eine Totenmesse gefeiert, an der Zehntausende Menschen teilnahmen, darunter auch die deutsche Staatsspitze, Vertreter der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und deutsche Pilger.

Vor der Trauerfeier empfing Papst Franziskkus die Berliner Delegation um Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Benedikt war am Samstag im Alter von 95 Jahren gestorben. Er war von 2005 bis zu seinem freiwilligen Rücktritt 2013 Oberhaupt der katholischen Kirche. Er gilt als erster Papst der Neuzeit, der aus Altersgründen zurücktrat. Als er zum Papst gewählt wurde, war er bereits 78 Jahre alt.

Papst Franziskus betete in seiner Predigt für den Seelenfrieden Benedikts, erwähnte ihn jedoch nur einmal namentlich. Er sagte, die Gläubigen versammelten sich in Dankbarkeit und Hoffnung, um dem Verstorbenen „noch einmal die Liebe zu erweisen, die nicht vergeht“, man tue dies mit „demselben Feingefühl und der derselben Hingabe“, die der Tote den Menschen geschenkt habe. „Wir wollen gemeinsam sagen: 'Vater, in deine Hände übergeben wir seinen Geist“, sagte Franziskus zum Ende seiner Predigt und wünschte Benedikt schließlich, er möge vollkommene Freude empfinden, wenn er die Stimme Gottes endgültig und für immer höre. Laut Vatikan waren Benedikts letzte Worte vor seinem Tod „Herr, ich liebe dich“.

Nach der Predigt verharrte Franziskus im stillen Gebet mit Blick auf den Holzsarg Benedikts, der unter Applaus der Gläubigen bereits am Morgen vor dem Petersdom nahe des Freiluft-Altars aufgebahrt worden war. Papst Franziskus stand dem Requiem seines Amtsvorgängers vor, doch wegen seines Knieleidens wurde die Messe am Alter vom ranghöchsten Kardinal, dem Leiter des Kardinalskollegiums, Giovanni Battista Re, zelebriert. Der 86-jährige Franziskus wurde kurz vor Beginn der Messe im Rollstuhl, auf den er angewiesen ist, zum Altar geschoben.

Am Ende der Messe gab die Trauergemeinde Benedikt XVI. das letzte Geleit. Der Sarg wurde anschließend zurück in den Petersdom getragen, wo das Begräbnis unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden sollte. Zu den Grabbeigaben gehören neben Münzen und Medaillen aus Benedikts Pontifikat auch der sogenannte Rogitum, ein Text über sein Leben und seinen Werdegang. Der emeritierte Papst habe Gott und den Glauben in den Mittelpunkt seiner Amtszeit gestellt, heißt es in dem Text, den der Vatikan am Donnerstag veröffentlichte.

Auch seine Bemühungen im Kampf gegen Missbrauch in der Kirche werden erwähnt: „Er kämpfte entschlossen gegen Verbrechen, die von Geistlichen an Minderjährigen oder schutzbedürftigen Personen begangen wurden, und rief die Kirche immer wieder zu Umkehr, Gebet, Buße und Läuterung auf.“ Die Betroffenenvereinigung „Eckiger Tisch“ hatte bereits am Mittwoch vor einer Mythenbildung gewarnt. Benedikt XVI. sei der Papst, unter dem der Missbrauchsskandal habe nicht länger unter der Decke gehalten werden können - „nicht derjenige, der etwa aktiv an der Aufarbeitung mitgewirkt hat“.