Berlin (epd). Der Sozialpsychologe Ulrich Wagner sieht verschiedene Ursachen für die in der Silvesternacht beobachtete Gewalt gegen Rettungskräfte. Diese sei teilweise eine spontane Handlung junger Menschen, teilweise handele es sich um Angriffe einer kleinen Gruppe mit „eigenen Vorstellungen“ zum Umgang mit staatlichen Institutionen und Gewalt, sagte Wagner am Dienstag im RBB-Inforadio. Derartige Ereignisse ergäben sich häufig aus der jeweiligen Situation.
Dabei spiele bei jungen Menschen Alkohol eine Rolle sowie eine Stimmung zwischen Heiterkeit und Aggression. Diese wende sich dann als eine Mischung aus „Attacke und Scherz“ gegen die Rettungskräfte.
Zugleich verwies der Sozialpsychologe von der Universität Marburg auf die insgesamt zurückgehende Gewalt und den Umstand, dass solche spezifischen Formen von Gewalt aber zunähmen. Dies lege nahe, dass man es bei diesen Angriffen mit einer kleinen Gruppe zu tun habe, „die eigene Vorstellungen zum Umgang mit staatlichen Institutionen und zum Umgang mit Gewalt entwickelt hat“.
Mit Blick auf Tatverdächtige mit Migrationshintergrund sagte Wagner, eine mögliche Erklärung sei, dass bei diesen Menschen Integration und Partizipation noch nicht gut gelungen seien. Dies liege dann auch an der Qualität der Angebote zur gesellschaftlichen Teilhabe.
Die Berliner Polizei präzisierte unterdessen ihre Bilanz der verletzten Polizisten auf 41. Die Feuerwehr sprach von Angriffen bei mindestens 38 Einsätzen und beklagte 15 verletzte Einsatzkräfte. Laut Polizei wurden in der Silvesternacht 2018/2019 insgesamt 45 verletzte Polizisten gezählt, ein Jahr darauf 32.