Kriminologe: Privates Feuerwerk verbieten

Kriminologe: Privates Feuerwerk verbieten

Bochum (epd). Der Kriminologe Thomas Feltes hält ein Böllerverbot zu Silvester für angemessen, um Rettungskräfte vor Gewalt zu schützen. „Dafür können die Kommunen Feuerwerke organisieren“, sagte der emeritierte Professor für Kriminologie der Ruhr-Universität Bochum am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Das neue Jahr soll schon begangen werden können, aber in Hinterhöfen oder auf der Straße ist so ein Feuerwerk nicht einzusehen.“

Zwar würden dann wahrscheinlich immer noch illegale Böller gezündet, sagte Feltes. Aber wenn die Polizei wisse, es sei verboten, habe sie bessere Möglichkeiten, dagegen vorzugehen.

In der zurückliegenden Silvesternacht hatte es in mehreren Städten Angriffe mit Böllern auf Rettungsdienste, Feuerwehr und Polizei gegeben. Die Berliner Feuerwehr registrierte 38 Übergriffe, 15 Einsatzkräfte seien verletzt worden, eine davon musste stationär in ein Krankenhaus aufgenommen werden. Die Intensität der Angriffe sei „mit den Vorjahren nicht zu vergleichen“ gewesen, teilte die Berliner Polizei mit.

Auch der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbands, Karl-Heinz Banse, sprach von einer neuen Dimension der Gewalt. Der Staat mit seinen Organen müsse durchgreifen, sagte er dem epd. Die Strafmaße für solches Verhalten reichten aus, müssten aber ausgeschöpft werden. Banse sprach sich dafür aus, das Böllern in bestimmten Bereichen, etwa in feuergefährdeten Innenstädten mit Fachwerkhäusern, einzuschränken.

Ob Gewalt gegen Rettungskräfte allgemein zunimmt, ist Feltes' Worten zufolge unklar. „Ich teile die Einschätzung, dass es mehr geworden ist, aber objektive Zahlen gibt es nicht“, sagte er. Was in der Silvesternacht zum Vorschein gekommen sei, sei aufgestaute Aggression gewesen. Gerade junge Menschen mit prekärem Hintergrund in den Großstädten machten permanent die Erfahrung, nicht dazuzugehören.

Corona habe deren Situation noch verschärft, weil die Maßnahmen gegen die Pandemie sie ihrer Treffpunkte und Freizeitmöglichkeiten beraubt habe. Feltes argumentierte für mehr Sozialarbeit, um sich um die „abgehängte Generation“ zu kümmern.