Berlin (epd). Mehr als eine Million Menschen im Rentenalter stocken in Deutschland ihr Einkommen auf, etwa als Reinigungskräfte, Fahrzeugführer oder Büroangestellte. Von den insgesamt knapp 39 Millionen abhängig Beschäftigten waren in diesem Jahr rund 1,067 Millionen 67 Jahre oder älter, wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken hervorgeht, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Das waren rund 15.000 Menschen mehr als im vergangenen Jahr und 200.000 mehr als noch 2015.
Laut Bundesarbeitsministerium sind mehr als 400.000 der Beschäftigten bereits zwischen 70 und 75, gut 138.000 sogar zwischen 75 und 80 Jahre alt. Über 80 sind demnach fast 75.000 Personen. Von den mehr als 13.000 Beschäftigten, die 85 Jahre und älter sind, sind den Angaben zufolge noch 446 als Fahrzeugführer im Straßenverkehr tätig. Etwa 1.100 arbeiten als Reinigungskräfte. Zu den fünf Haupttätigkeiten in hohem Alter gehören auch die Arbeit im Sekretariat, in Post- und Güterlagern und im Bereich der Gebäudetechnik. Zuerst hat das „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Mittwoch) über die Zahlen berichtet.
Linksfraktionschef Dietmar Bartsch kritisierte, dass Altersarmut und schmale Renten die Menschen zurück in die Arbeitswelt trieben. „Bei vielen ist das keine freiwillige Entscheidung, sondern notwendig, weil am Ende der Rente noch viel Monat übrig ist.“ Er mahnte attraktive Jobs für Menschen über 60 an, „aber wir brauchen auch einen Schutzschirm vor Altersarmut“.
Die derzeitige Rekordinflation mache eine große Rentenreform immer dringlicher. Bartsch forderte: „Rentenniveau rauf auf 53 Prozent, Mindestrente von 1200 Euro und eine Rentenkasse, in die alle Bürger mit Erwerbseinkommen einzahlen - auch Abgeordnete, Beamte, Selbstständige und ARD-Bosse.“