Kleiner "Knigge" zum Kirchgang an Weihnachten

Schild für die Christvesper mit Krippenspiel in der evangelischen Kirche in Grossstädteln bei Leipzig an Heiligabend
© epd-bild/Jens Schulze
Der Weihnachtsgottesdienst-Knigge soll "ungeübten" Kirchgängern die Scheu vor einem Kirchenbesuch zu den Festtagen nehmen.
Verhalten in einer Kirche
Kleiner "Knigge" zum Kirchgang an Weihnachten
An Heiligabend gehen wieder zahlreiche Menschen zur Kirche, die sonst nicht in einen Gottesdienst kommen. Doch viele sind unsicher, wie sie sich dort verhalten sollen, weil sie mit den kirchlichen Gepflogenheiten nicht vertraut sind. Der Evangelische Pressedienst (epd) hat einige Fakten und Hintergründe dazu zusammengestellt.

Frage: Darf jeder in die Kirche gehen?

Antwort: Ja, die Kirche steht allen Menschen offen, egal ob getauft oder nicht. Auch wer nicht oder nicht mehr Mitglied einer Kirche ist, kann selbstverständlich einen Gottesdienst besuchen. Gottesdienste sind grundsätzlich öffentliche Veranstaltungen, betont Professor Jochen Arnold, Direktor des Evangelischen Zentrums für Gottesdienst und Kirchenmusik im Michaeliskloster Hildesheim, einem Kompetenzzentrum der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Frage: Muss ich beim Kirchgang gut gekleidet sein?

Antwort: In der Kirche sehen wir andere und werden von anderen gesehen. Daran sollte sich der Kleidungsstil orientieren. Das ist wie im übrigen Leben. Grundsätzlich gibt es keinerlei Vorgaben, wie man sich in der Kirche zu kleiden hat. Früher gingen die Menschen im "Sonntagsstaat" zur Kirche, also in besonders festlicher Kleidung, weil es so Sitte war. Heute tragen die Besucher in der Regel bequeme Alltagskleidung auch im Gottesdienst.

Frage: Ist es Pflicht, am Ausgang Geld zu spenden?

Antwort: Nein. Die Kollekten am Ausgang und im Klingelbeutel sind laut Arnold grundsätzlich freiwillig. Jeder gibt so viel, wie er kann und möchte. Das Geld ist meistens für einen sozialen Zweck bestimmt, das Geld im Klingelbeutel oft für ein Projekt in der eigenen Ortsgemeinde. Der Unterhalt der Kirche und das Gehalt des Pastors oder der Pastorin sind von den Kollekten nicht berührt. Diese werden durch die Kirchensteuer gesichert.

Frage: Muss ich aufstehen, wenn alle aufstehen?

Antwort: Wenn die Teilnehmenden eines Gottesdienstes sich erheben, ist das ein Zeichen der Wertschätzung für den Text, der gerade gelesen oder gesprochen wird. Manche zeigen Arnold zufolge damit auch Ehrerbietung gegenüber Gott. Das Aufstehen ist aber grundsätzlich freiwillig. Wer das nicht möchte, bleibt einfach sitzen. Viele Menschen können aus gesundheitlichen Gründen sowieso nicht gut stehen. Gleiches gilt für die Teilnahme am Abendmahl: Wer nicht daran teilnehmen möchte, bleibt einfach sitzen.

Frage: Gibt es No-Go's in der Kirche?

Antwort: In einer Kirche suchen Menschen Stille, Meditation und Besinnung. Lautes Rufen und Lärmen ist deshalb verpönt. Mobiltelefone sollte man auf lautlos stellen. Essen oder trinken sollten Besucher nur, wenn sie bei bestimmten Veranstaltungen ausdrücklich dazu eingeladen werden. Ein Rauchverbot versteht sich aufgrund der geltenden Bundesgesetze von selbst. Die Kanzel und der Altar gelten Arnold zufolge als besonders ehrwürdige Orte, da dort liturgische Handlungen vollzogen werden. Diesen Orten sollte sich jeder in einer Kirche mit Respekt nähern.

Frage: Was tue ich, wenn ich mich in der Kirche fremd fühle?

Antwort: Wer sich unsicher fühlt, kann andere Menschen ansprechen. Die Kirchen halten in der Regel Gesangbücher oder Programmhefte bereit, damit jeder und jede den Gottesdienst mitverfolgen kann. Die Kirche wolle niemanden ausschließen, betont der Gottesdienst-Experte Arnold: "Diese Auffassung darf man beim Wort nehmen."