Was beim Schenken im Gehirn passiert

Zwei Mädchen beschenken sich
© Getty Images/iStockphoto/Ruslan Sidorov
Die Professorin Louisa Kulke meint, gute Schenker müssten ein gutes Arbeitsgedächtnis haben. Diejenigen die "Auf-den-letzten-Drücker" Geschenke kaufen, bei denen springt das "Fight-and-Flight-System" an. Das treibt im Gehirn den Adrenalinspiegel nach oben - der Preis des Geschenks spielt dann weniger eine Rolle.
Gutes Gedächtnis hilft
Was beim Schenken im Gehirn passiert
Das Gehirn ist ein ziemlich komplexer Teil des Menschen: Jede Furche, jede Welle hat ihre Funktionen und Milliarden von Nervenzellen arbeiten hier zusammen. Die Erlanger Professorin für Neurokognitive Entwicklungspsychologie, Louisa Kulke, hat analysiert, was kindliche Weihnachtsstimmung auslöst oder was beim Schenken im Gehirn passiert. Wer zu Weihnachten seinen Lieben eine Freude mit einem Geschenk machen will, braucht Hirn, sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Zunächst benötigen Schenkerinnen und Schenker den Hippocampus. "Der ist für das Gedächtnis zuständig", erläuterte Kulke. Ob derjenige, für den das Geschenk sein soll, schon mal einen Wunsch geäußert oder sich kürzlich über etwas sehr gefreut hat, müsste man mithilfe dieses Hirnareals hervorkramen können.

Dann ist der frontale Kortex oder Stirnlappen mit der Arbeit dran. Der wird immer dann aktiv, "wenn wir planen oder entscheiden müssen", sagte Kulke. "Insofern arbeitet er auf Höchsttouren, während wir uns ein besonders schönes Geschenk für unsere Lieben überlegen." Der mediale präfrontale Kortex und temporoparietaler Übergang, auch Temporallappen genannt, sind wiederum zuständig, wenn sich der Schenker in den anderen hineinversetzen möchte.

Für Kulke ist das Gehirn kein Körperteil aus vielen Einzelteilen, sondern ein Zusammenwirken der verschiedenen Bereiche. Je mehr synaptische Verknüpfungen vorhanden sind, umso besser könnte die Struktur für Assoziationen sein. Dies - gepaart mit einem guten Arbeitsgedächtnis - könnte eine gute Schenkerin oder einen guten Schenker ausmachen.

Gute Schenker haben ein gutes Arbeitsgedächtnis

Nachdem nun also ein Entschluss für die Hausschuhe in Pink statt Grün gefallen ist und der Plan gefasst, dem Vater einen Schal zu stricken, ist der Motorkortex im Gehirn anzuwerfen. "Der ist dafür verantwortlich, dass wir uns bewegen und zum Einkaufen in die Stadt gehen", erläuterte die Wissenschaftlerin. Im Laden selbst könnte bei den "Auf-den-letzten-Drücker-Käufern" das Fight-and-Flight-System einsetzen. Das treibt im Gehirn den Adrenalinspiegel nach oben, beschreibt sie den Vorgang eines "Stressschubs". Der lässt einen nach dem letzten Exemplar der pinken Hausschuhe greifen, obwohl sie völlig überteuert sind: "Unsere Muskeln spannen sich an und wir rasen los - ob physisch oder vor dem Bildschirm -, um das ersehnte Geschenk zu ergattern."

Nächster Akt des Weihnachts-Dramas spielt am Christbaum - das Auspacken der Geschenke. Nun kommt es auf den anterioren cingulären Kortex in unserem Gehirn an. Dieses Hirnareal steuert die Erkenntnis, ob das ausgesuchte Geschenk gut ankommt. Kulke sagte dazu, es sei für das "Performance-Montoring" zuständig. Und wer jetzt schon an das nächste Fest denkt, der setzt auch wieder den Hippocampus, also das Gedächtnis, in Gang. "Aufpassen ist immer eine gute Idee", sagte die Entwicklungspsychologin. Der Okzipitallappen arbeitet beim Zugucken, der auditive Cortex ist beim Hören der Dankes- und Freudesbekundungen aktiv.

Ob solche Emotionen der Lieben nicht eher ein "Bauchgefühl" sind? Die Hirnforscherin klärt auf, "es spielt sich immer alles im Gehirn ab". Das aber hat Areale, die Hormone in Gang setzen, "die wir dann im Bauch spüren".