Spahn: Familien mit Kindern während Corona zu wenig beachtet

Spahn: Familien mit Kindern während Corona zu wenig beachtet

Wetzlar (epd). Eltern und Kinder haben dem ehemaligen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zufolge unverhältnismäßig unter den Corona-Maßnahmen gelitten. Diese Familien müsse er um Verzeihung bitten, sagte Spahn dem in Wetzlar erscheinenden christlichen Medienmagazin „pro“ in einem am Montag online veröffentlichten Interview.

Der Fokus der Politik sei zu stark auf alte und verwundbare Menschen gerichtet gewesen „oder darauf, dass die Wirtschaft weiterläuft“, räumte Spahn ein. Im Verhältnis dazu seien Familien mit Kindern zu wenig beachtet worden. Auch dass viele Menschen alleine ohne Begleitung hätten sterben müssen, sei „furchtbar hart“ und „kein würdevolles Sterben“ gewesen.

„Krankheit und Tod gehören nun mal zum Leben“, sagte Spahn. Es sei nicht das Ziel der Politik gewesen, „jede Infektion und jeden Todesfall zu verhindern“. Wäre dies das Ziel gewesen, wäre der Vorwurf einer „Corona-Diktatur“ aus seiner Sicht berechtigt gewesen.

Spahns Worten zufolge ging es darum, das Gesundheitswesen vor Überforderung zu schützen, und das Virus aus Pflegeeinrichtungen herauszuhalten. Als die Maßnahmen beschlossen wurden, habe man aber deren Tragweite nicht in allen Facetten absehen können: „Es war in der Situation das, was wir in der Abwägung für richtig hielten.“

Aus heutiger Sicht würde er anders entscheiden, sagte Spahn. Es sei nicht möglich, 100 Prozent der Menschen zu schützen. Die Frage sei, ob man versuche, 80 oder 99 Prozent zu schützen. „Diese Abwägung ist gar nicht so leicht“, sagte der Ex-Minister. „Wir haben von Mal zu Mal versucht, sie besser hinzubekommen.“