Geplantes NSU-Denkmal stellt Opfer der Mordserie in den Mittelpunkt

Geplantes NSU-Denkmal stellt Opfer der Mordserie in den Mittelpunkt
Der Bau des Thüringer Denkmals für die NSU-Opfer vor dem Landtagsgebäude beginnt 2023. Am Donnerstag stellte die Staatskanzlei den Entwurf des Mahnmals vor. Geplant ist ein Kunstwerk, das mit Licht und Schatten spielt.

Erfurt (epd). Erinnerungsort und Mahnmal zugleich soll das geplante Denkmal für die Opfer der rechtsextremen Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) vor dem Thüringer Landtag sein. Das Stuttgarter Künstlerduo Dagmar Korintenberg und Wolf Kipper habe diese doppelte Funktion am besten in einem Künstlerwettbewerb herausgearbeitet, erklärte die Thüringer Staatskanzlei am Donnerstag in Erfurt. Die Arbeit „Schattenwurf“ thematisiere eindringlich die Schatten, die die beispiellose Mordserie der Jenaer Täter bis heute auf die Gesellschaft werfe.

Das nun ausgezeichnete Denkmal bestehe aus Stahlbögen, auf denen Metallplatten mit den ausgestanzten Namen der Opfer lägen. Im Zusammenspiel von Licht und Schatten werden die Namen auf dem Boden unter dem Denkmal zu lesen sein, sagte Leonie Baumann als Vorsitzende des Preisgerichts. In die Auswahl des Siegerentwurfs seien die Opfer beziehungsweise deren Hinterbliebenen eng einbezogen worden. Glücklicherweise sei der „Schattenwurf“ der Favorit sowohl der Jury als auch der Opferfamilien gewesen. „Die Opfer sind durch Licht und Schatten immer bei uns“, erklärte Baumann den Grundgedanken des Mahnmals.

Ergänzend würden digital abrufbare Audioangebote Informationen etwa zu den Taten und den Opfern übermitteln. In den Audioaufnahmen möchten Künstler die Angehörigen ermuntern, Erinnerungen an die Mordopfer zu teilen. Der Mensch solle bei dem Mahnmal im Mittelpunkt stehen, sagte die Künstlerin Korintenberg. Ebenso fänden sich Erinnerungstexte an die Opfer auf den Stützbögen der Metallkonstruktion.

Zwischen 1999 und 2007 ermordete der rechtsextremistische NSU aus rassistischen Motiven zehn Menschen und verübte drei Sprengstoffanschläge mit zahlreichen Verletzten. Thüringen habe eine besondere Verantwortung für das Gedenken an die Taten, sagte Kulturstaatssekretärin Tina Beer (Linke). Die Morde und Anschläge seien zwar alle außerhalb des Freistaats verübt worden. Ursprungsort der Terrorzelle sei jedoch Thüringen. Die Auswahl des Standortes vor dem Landtag rücke die Taten eng an das Zentrum von Demokratie und Zivilgesellschaft.

Mit dem Bau soll 2023 begonnen werden. Der Termin der Fertigstellung hänge auch von der denkmalschützerischen Beurteilung des Aufstellungsortes ab. Der Park vor dem Landtag ist denkmalgeschützt.

Für die Wahl des Erinnerungsortes sei auch der Sicherheitsaspekt von Bedeutung gewesen, hieß es. Der Landtag werde Tag und Nacht von Wachpersonal gesichert. Somit werde der Gedenkort in Sichtweite der Landtagswache vor Vandalismus oder rechtsextremistisch motivierten Anschlägen geschützt.

Für die Realisierung stehen 200.000 Euro zur Verfügung. Den Grund und Boden stellt die Stadt Erfurt zur Verfügung. Der nun ausgezeichnete Siegerentwurf hat sich gegen 14 weitere Arbeiten durchgesetzt.