Deutsche spenden trotz Inflation

Deutsche spenden trotz Inflation
Trotz Krisenstimmung sind die Deutschen bereit zu spenden. Das kommt insbesondere Menschen auf der Flucht zugute. Dabei könnte sogar das Rekordergebnis vom vergangenen Jahr wieder erreicht werden.

Berlin (epd). Der Deutsche Spendenrat erwartet in diesem Jahr trotz Kriegsängsten und Inflation ein ähnlich hohes Spendenaufkommen wie im Vorjahr. Die Deutschen hätten bereits von Januar bis September 2022 rund 3,8 Milliarden Euro gespendet, erklärte der Geschäftsführer des Spendenrates, Max Mälzer, am Donnerstag in Berlin bei der Vorstellung der GfK-Erhebung „Trends und Prognosen“. Damit sei das Spendenergebnis aus dem Vorjahreszeitraum sogar um 0,8 Prozent übertroffen worden.

Auch die Aussichten für das Gesamtjahr sähen gut aus, vorbehaltlich der weiteren Inflationsentwicklung. Im vergangenen Jahr hatten die Deutschen laut Marktforschungsinstitut GfK insgesamt knapp 5,8 Milliarden Euro gespendet. Die Erhebung beruht auf einer monatlichen, regelmäßigen und repräsentativen Stichprobe von 10.000 deutschen Teilnehmern ab zehn Jahren im Auftrag des Spendenrates.

Dabei sank laut GfK der Anteil von Spendern an der Bevölkerung um 1,2 Prozent oder 800.000 Menschen auf 24,1 Prozent. Mälzer sprach von einem „Wermutstropfen“. Zugleich stieg der durchschnittliche Spendenbetrag gegenüber dem Vorjahreszeitraum um einen Euro auf 41 Euro. Die durchschnittliche Spendenhäufigkeit pro Spender blieb mit 5,8 stabil.

Gut drei Viertel aller Spenden (76,7 Prozent; 2021: 78,5 Prozent) flossen erneut in die humanitäre Hilfe, davon 40 Prozent in die Not- und Katastrophenhilfe. Dagegen mussten alle anderen Teile der humanitären Hilfe wie Entwicklungshilfe, Kirchen, Bildung oder Kinder- und Jugendhilfe prozentual wie in absoluten Spendensummen Rückgänge hinnehmen.

Insbesondere das Spendenvolumen für die Flüchtlingshilfe stieg gegenüber den ersten neun Monaten 2021 um 359 Prozent von 207 Millionen auf 949 Millionen Euro. Dabei vervielfachte sich die Anzahl der Spendenden um 254 Prozent auf 6,7 Millionen Menschen, gleichzeitig stieg die Durchschnittsspende um 79 Prozent von 40 Euro auf 71 Euro. Es liege nahe, dass der enorme Anstieg vor allem auf Spenden für Flüchtende aus der Ukraine beruhe.

Gestützt wird die Annahme durch die regionale Verteilung der Spendenprojekte. So flossen 2021 im Jahr der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zwei Drittel des Spendenvolumens in lokale und nationale Projekte. In diesem Jahr stieg der Anteil für internationale Projekte wieder auf 50 Prozent, hieß es.

Insgesamt spendete weiterhin die Generation 70plus am meisten. Ihr Anteil am Gesamtspendenvolumen fiel allerdings leicht um knapp drei Prozentpunkte auf 41,6 Prozent. Ihr durchschnittliches Spendenvolumen verringerte sich um vier Euro auf 311 Millionen Euro.

Nicht enthalten sind in der GfK-Spendenprognose etwa Erbschaften, Unternehmensspenden, Geldzuweisungen von Gerichten, Großspenden von mehr als 2.500 Euro und Spenden ausländischer Staatsangehöriger. So erkläre sich unter anderem der Unterschied zu den Prognosen des Deutschen Instituts für soziale Fragen (DZI). Es hatte für 2021 Geldspenden von 12,9 Milliarden Euro an gemeinnützige, Spenden sammelnde Organisationen ermittelt. Der Deutsche Spendenrat versammelt unter seinem Dach nach eigenen Angaben 70 Spenden sammelnde gemeinnützige Organisationen.