Weltgrößte Krippe mit 8.000 Figuren zum Begehen

Krippenwart Hubert Haubner steht in der Weihnachtskrippen Landschaft
© epd-bild/Ingenthron
Krippenwart Hubert Haubner steht mittendrin in der weltweit größten, handgeschnitzten Weihnachtskrippe. Er und die Dorfgemeinschaft haben darin Figuren, Gebäude und Geschichten der biblischen Antike wieder aufleben lassen.
Krippenschau mit Kleopatra und Napoleon
Weltgrößte Krippe mit 8.000 Figuren zum Begehen
In dem kleinen Marktflecken Plößberg im Oberpfälzer Wald ist die weltgrößte Krippe entstanden: Die Dorfgemeinschaft hat dafür einen 70 Meter langen Krippenberg aus Naturmaterialien gebaut und präsentiert darauf 8000 handgeschnitzte Krippenfiguren.

Der Duft von Wurzelstöcken, Moos und Wacholderheide steigt bereits vor der Tür in die Nase. Durch den Torbogen im Kultursaal des Marktes Plößberg geschritten, steht der Besucher mittendrin in einer einzigartigen gebirgigen Krippenlandschaft: Wie in einem Amphitheater erstreckt sich auf 70 Metern die biblische Welt der Antike - im Kleinformat und in echtes Naturgrün gekleidet.

Seit 27. November ist die Ausstellung geöffnet. Es soll die weltgrößte Krippe sein, die mit ihren 8000 Krippenfiguren und historischen Nachbildungen von Gebäuden, Personen und Geschichten den Besucher aus nah und fern einlädt, in das Krippendorf im Oberpfälzer Wald zu kommen.

30 Kubikmeter Holz und Wurzelstücke, Baum- und Buchenschwämme sowie Steinmoos von den Oberpfälzer Granitbergen wurden verbaut. 3000 Stunden ehrenamtliche Arbeit stecken allein in der Kulisse. "Wir haben das alles geschickt miteinander kombiniert, sodass es diesen wunderschönen gigantischen Krippenberg ergibt", sagt Krippenwart Hubert Haubner vom Oberpfälzer Wald Verein.

Seit 50 Jahren gibt es in Plößberg alle fünf Jahre eine große Krippenausstellung. Bislang wurden dabei die Hauskrippen der etwa 20 Laienschnitzer am Ort aneinandergereiht. 2020 wäre es wieder so weit gewesen - das 50-jährige Bestehen der Ausstellung stand an. Doch dann funkte Corona dazwischen. Haubner entschied kurzerhand: "Wir bauen die größte Krippe der Welt."

Mehr als nur Ochs und Esel: Die zentrale Szene bleibt die Geburt Jesu, aber es wird zusätzlich die Zeit von 100 vor Christus bis 200 nach Christus dargestellt.

Die Plößberger sind nicht nur einfach Krippensammler. Sie bauen ihre Krippen selbst und schnitzen die Figuren dazu. "Im Oktober wird jeder Plößberger nervös, sucht sein Schnitzmesser und versucht seine Hauskrippe zu erweitern und zu verschönern", erzählt er. Ein geübter Krippenschnitzer brauche etwa acht Stunden für eine Figur. Corona hat ihnen viel Zeit gelassen, ihre Kunstwerke zu ergänzen.

Kleopatra, Herodes und Napoleon auch dabei

Die nun entstandene Krippenschau zeigt mehr als nur die Weihnachtsgeschichte. Zentrale Szene bleibt die Geburt Jesu, aber es wird zusätzlich die Zeit von 100 vor Christus bis 200 nach Christus dargestellt. Und die Vielfalt der Figuren reicht bis in die heutige Zeit. "Auch Kleopatra, Herodes und Napoleon sind dabei", sagt Haubner und deutet auf eine Figur, die mit Dreizack auf weißem Pferd sitzt: Napoleon, wie er im 18. Jahrhundert die Grenze zur Oberpfalz überschreitet.

15 historische Städte sind in die gewaltige Landschaft eingebettet, darunter Bauwerke aus der Geschichte, dessen archäologische Baupläne sie sich extra besorgt haben: das Herodium, die Palast- und Festungsanlage von Herodes dem Großen. Links davon steht ein Löwe als Symbol des Christentums. Aber auch die Städte Jericho, Marsada und Macheros, die Todesstätte von Johannes dem Täufer, finden Platz in der biblischen Szenerie. Das Ganze wirkt wie ein gigantisches Wimmelbuch der Bibel.

Vor etwa 250 Jahren haben die Glasofenbauer die Krippen-Tradition in Plößberg etabliert. In den Sommermonaten zogen sie nach Böhmen, Tirol, Thüringen und Italien aus, um dort die Glasschmelzöfen zu mauern. Während der Winterzeit haben sie in ihrer Heimat im Oberpfälzer Wald die Krippenfiguren im Nebenerwerb produziert. Ihre Eindrücke aus den fernen, fremden Städten haben sie in den Krippen verbaut. "Dieses Brauchtum führen wir seitdem uneingeschränkt fort", erläutert der Krippenwart.

Schon seit Mitte Oktober haben die Mitglieder des Oberpfälzer Wald Vereins den Kultursaal in Plößberg in eine begehbare Krippe umgebaut. Jeden Abend seien sie um die 25 Leute gewesen, an den Wochenenden sogar bis zu 40, die geholfen haben, die Krippenlandschaft aufzubauen. "Der Zusammenhalt war traumhaft. Und Krippenbauen ist etwas fürs Herz, da kommt man gut runter und erdet sich, gerade in turbulenter Zeit."

Wer das Plößberger Krippenparadies betritt, sieht sich in ein endloses Staunen und Entdecken versetzt. Ins Guinness-Buch der Rekorde wollen die Krippenbauer aber nicht. Der Aufwand und die Kosten wären zu hoch gewesen. "Es geht hier nicht um einen Rekord, sondern um das Brauchtum", sagt Haubner. Selbst wenn kein Mensch in die Ausstellung kommen würde, "wäre es das schönste Erlebnis in meinem Leben, diese Krippe mitgebaut zu haben".