Köln, Frankfurt a. M. (epd). Der Verzicht der deutschen Nationalmannschaft auf die „One Love“-Kapitänsbinde bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar stößt auch bei Fan-Organisationen auf Kritik. „Die Signalwirkung ist verheerend“, sagte Dario Minden von der Frankfurter Interessengemeinschaft organisierter Fußballfans „Unsere Kurve“ am Mittwoch im „Morgenecho“ auf WDR 5. „Ich glaube, die DFB-Spitze hat noch gar nicht vollends begriffen, wie bitter diese Niederlage ist, die sie da gerade einsteckt, noch bevor der Ball überhaupt rollt. Es war so eine Chance, man hätte Haltung zeigen können.“
Die FIFA hatte dem DFB und anderen nationalen Verbänden am Montag das Tragen der „One Love“-Kapitänsbinde untersagt. Nach einer Androhung sportlicher Strafen erklärte der DFB, dass Manuel Neuer anders als zunächst geplant die Armbinde beim ersten Spiel der deutschen Mannschaft gegen Japan am Mittwoch nicht tragen werde. Zuvor hatten der englische und der niederländische Fußballverband ihren Verzicht bekannt gegeben.
Nach Einschätzung des Fan-Vertreters wird es möglicherweise nun andere Aktionen geben. Im Vorfeld der WM hätten der DFB und auch einzelne Spieler „den Mund schon ziemlich voll genommen“, sagte Minden. „Insofern müsste man schon erwarten, dass da noch was kommt.“ Es gebe durchaus „kreative Lösungen“, wie etwa gefärbte Haare oder Ähnliches.
Weder der Trainer noch das Team seien verantwortlich dafür, dass die WM in dieser Form stattfinde, sagte Minden. „Sie haben aber eine besondere Stellung in der Gesellschaft und dem müssen sie nun mal gerecht werden.“ Er selbst werde die Spiele nicht anschauen, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Vereins „Unsere Kurve“, einem bundesweiten Zusammenschluss von 21 Fan-Organisationen. Dabei gehe es ihm nicht darum, „dass man moralisch mitverantwortlich ist für die ganzen Toten, wenn man jetzt einschaltet“, betonte Minden. Er persönlich sei aber „so entfremdet und genervt von dieser Wahnsinns-Skandal-Show“, dass er die WM nicht anschauen werde.