Studie: Mega-Sportevents in Autokratien verstärken Repressionen

Studie: Mega-Sportevents in Autokratien verstärken Repressionen

Berlin (epd). Sportgroßveranstaltungen in Autokratien führen nach einer Studie der Hertie School eher zu einem Anstieg der Repression gegen politisch Andersdenkende als zu einer Abnahme von Gewalt und Unterdrückung. Das geschehe genau dann, wenn die Weltöffentlichkeit nicht so genau hinschaue - vor und nach dem Turnier, ist das Ergebnis der am Montag in Berlin veröffentlichten Untersuchung.

„Olympische Spiele in China, Handballweltmeisterschaften in Ägypten oder demnächst die Fußballweltmeisterschaft in Katar - Autokratien oder illiberale Regime sind zunehmend Ausrichter von Sportgroßveranstaltungen“, hieß es zur Vorstellung der Studie. In ihr gingen die Autoren der Frage nach, ob solche Mega-Events vor den Augen der Weltpresse eine Öffnung des politischen Regimes oder eher das Gegenteil bewirken.

Anhand der Fußballweltmeisterschaft in Argentinien 1978 untersuchten die Forscher, wie strategisch Repressionen an den Turnierplan angepasst werden, damit sich die Regime während der Spiele als gute, friedliebende Gastgeber präsentieren können. „Sportgroßveranstaltungen in Autokratien produzieren in der Regel schon vor dem ersten Anpfiff Verlierer: Oppositionelle, Regimegegner und Andersdenkende“, erklärte Autor Christian Gläßel von der Hertie School, der die Studie „International Sports Events and Repression in Autocracies“ zusammen mit Adam Scharpf von der Universität Kopenhagen und Pearce Edwards von der Carnegie Mellon Universität in den USA erstellte.

Die Ergebnisse ließen zwar keine pauschalen Schlussfolgerungen für andere Sportveranstaltungen in Autokratie zu, erklärten die Autoren. Dennoch seien grundlegende Repressionsmuster identifiziert worden, die sich stichprobenartig auch bei anderen Sportveranstaltungen wie den Olympischen Spielen in China (2008) oder dem Africa Cup of Nations in Ägypten wiederfinden ließen. Diese Parallelen seien umso besorgniserregender, als sich der Anteil autokratischer Gastgeber von Sportgroßveranstaltungen seit Ende des Kalten Krieges von rund acht Prozent (1990) auf mehr als 37 Prozent fast verfünffacht habe.