Margot Käßmann: Genderdebatte ist "gerade zu verbissen"

Margot Käßmann: Genderdebatte ist "gerade zu verbissen"

Berlin (epd). Die evangelische Theologin Margot Käßmann hat mit Blick auf die Genderdebatte zu mehr Gelassenheit aufgerufen. „Mir ist das gerade zu verbissen“, schreibt Käßmann in ihrer wöchentlichen Kolumne in der „Bild am Sonntag“. In einem freien Land dürfe der Mensch hetero-, homo- oder transsexuell leben und lieben, ohne sich entschuldigen zu müssen. „Intoleranz ist inakzeptabel, egal von wem sie kommt.“

Sie empfinde es allerdings „als bizarr“, wenn sie sich als Hetero-Frau rechtfertigen müsse, so Käßmann weiter. Wenn sie als „heteronormative Cis-Frau“ bezeichnet werde, sei das kein Kompliment, sondern stelle Menschen wie sie in die intolerante Ecke. Cis bezeichne Personen, deren Geschlechtsidentität mit ihrem bei der Geburt eingetragenen Geschlecht übereinstimmt. „Heißt: Ich bin weiblich geboren und fühle mich als Frau. Das trifft bei mir übrigens zu“, so die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Wer heteronormativ sei, finde dagegen: Es gibt nur die Geschlechter Mann und Frau, Heterobeziehungen seien für ihn das normale und vorherrschende Modell. „Ihnen wird vorgeworfen, dass sie Transsexuelle, Schwule und Lesben diskriminieren. Das trifft für mich nicht zu!“, betont die Theologin. Die große Mehrheit auf der Welt verstehe sich von Geburt bis Tod als Mann oder Frau, so Käßmann: „Wer das ausspricht, der diskriminiert nicht diejenigen, die sich keinem Geschlecht zuordnen oder ihr Geschlecht wechseln.“

„Ich habe mich als Bischöfin dafür eingesetzt, dass lesbische und schwule Paare in unserer Kirche getraut werden“, fügte die ehemalige hannoversche Landesbischöfin hinzu: „Ich respektiere selbstverständlich transsexuelle Menschen.“