Wolfgang Bosbach warnt vor Übertreibungen beim Gendern

Wolfgang Bosbach warnt vor Übertreibungen beim Gendern

Köln (epd). Der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach sieht übertriebenes Gendern als Gefahrenpotenzial für eine gesellschaftliche Spaltung. „Versuche von Volkserziehung und Umerziehung stießen anfänglich in der Regel auf ein geteiltes Echo“, sagte der 70-Jährige dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Freitag). „Aber irgendwann wird es den Leuten zu viel.“ Dann kippe es in Ablehnung nach dem Motto: „Das lasse ich mir jetzt nicht mehr bieten“. Erst gehe man mit Worten aufeinander los, dann mit Fäusten. „Wenn eine Gesellschaft mal so weit ist, dann ist der Ruf nach der 'harten Hand' oder dem 'starken Mann' nicht mehr weit“, so Bosbachs Meinung.

Für sich selbst nehme er in Anspruch, so zu schreiben, wie er spreche. „Ich möchte nicht, dass ich mir jedes Wort dreimal überlegen muss, damit sich nur ja niemand aufregt“, sagte der Christdemokrat. Eine klare Trennlinie verlaufe für ihn aber da, wo Menschen vorsätzlich diskriminiert oder herabgesetzt würden. „Genau das darf nicht sein“, betonte Bosbach. Deshalb habe er sich zum Beispiel das N-Wort „immer schon verkniffen, weil es verletzend ist“.

Bosbach, der in seinem neuen Buch vor einem Vertrauensverlust der Politik warnt, nannte im Gespräch als Beitrag zu dieser Entwicklung auch das jüngste „Machtwort“ von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Tatsächlich sei es im Konflikt zwischen den Ampel-Parteien um eine gesichtswahrende Lösung für alle Beteiligten gegangen. „Da bot sich die Richtlinienkompetenz des Kanzlers an.“ Das Ganze sei zwar clever gemacht, räumte Bosbach ein, der bis 2017 für die CDU im Bundestag saß. Der Vorgang sei aber „auch kritikwürdig, weil offensichtlich inszeniert und weil ein falsches Bild der politischen Abläufe gezeichnet wird.“