Theologe: Politik der Militarisierung nicht alternativlos

Theologe: Politik der Militarisierung nicht alternativlos

Oberursel (epd). Der katholische Theologe Clemens Ronnefeldt kritisiert eine zunehmende Hinwendung zu militärischen Logiken in Gesellschaft und Kirchen. „Ich fand es erschreckend, mit welchem Maße die katholische Bischofskonferenz und die EKD die Waffenlieferungen durchgewinkt haben“, sagte er der in Oberursel erscheinenden Zeitschrift „Publik-Forum“ (Freitag).

Die Militärskepsis, die in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg vorherrschte, verschwinde gerade in einer besorgniserregenden Geschwindigkeit, und das stehe dem Friedensgebot im Grundgesetz entgegen, sagte der Referent für Friedensfragen beim deutschen Zweig des Internationalen Versöhnungsbunds. Die Kirchen seien ihm nicht laut genug für den Frieden.

Dauerhaften Frieden gebe es nicht ohne Kompromisse, betonte Ronnefeldt. Es stehe ihm zwar nicht zu, den Menschen in der Ukraine zu sagen, wie sie sich zu verteidigen hätten. Aber hier in Deutschland sei es wichtig, darauf hinzuweisen, dass ziviler Widerstand sein Potenzial habe. In den ersten Tagen der Invasion hätten sich beispielsweise Menschen vor die Panzer gestellt und an das Gewissen der russischen Soldaten appelliert.

Nichts könne einen völkerrechtswidrigen Überfall auf ein anderes Land rechtfertigen, sagte der Theologe. Es gehe ihm aber darum, eine Eskalation in einen Weltkrieg zu stoppen. „Die Umsetzung der Forderung der ukrainischen Regierung nach vollständiger militärischer Rückeroberung von Krim und Donbas würde zu einem Blutbad führen und kann in den dritten Weltkrieg münden“, warnte er. Das gelte es zu verhindern - auch durch klare Worte des Westens an Kiew.

Die gegenwärtige Politik der Militarisierung sei nicht alternativlos, sagte Ronnefeldt. Eine Friedenslogik denke inklusiv. Sie frage etwa danach, was es für Russland heiße, wenn deutsche Panzer und Flugzeuge in Estland Manöver abhielten. Die Nato-Osterweiterung sei ein Fehler gewesen, sagte er.