Kommission soll Vorwürfe gegen verstorbenen Pastor aufarbeiten

Kommission soll Vorwürfe gegen verstorbenen Pastor aufarbeiten

Hannover, Hermannsburg (epd). Eine neu eingerichtete Kommission soll Vorwürfe gegen den 2011 verstorbenen früheren Pastor Klaus V. aufarbeiten. Der Gründer einer evangelischen Bruderschaft in Hermannsburg bei Celle soll in den 1980er-Jahren seine Macht für sexuelle Beziehungen zu Mitgliedern missbraucht haben. Er soll an mindestens einer minderjährigen Person mehrfach sexualisierte Gewalt ausgeübt haben, wie die hannoversche Landeskirche am Montag mitteilte. „Die Kommission wird allen erhobenen Vorwürfen nachgehen, etwaiges Fehlverhalten offenlegen und Empfehlungen zur Missbrauchsvorbeugung aussprechen“, sagte die Präsidentin des Landgerichts Bückeburg, Eike Höcker, als deren Sprecherin.

Die Vorfälle ereigneten sich im Umfeld der 1977 von dem verheirateten Pastor gegründeten Bruderschaft. Sie wurden im Februar durch eine Untersuchung öffentlich, die von der Nachfolge-Organisation „Evangelische Geschwisterschaft“ beauftragt worden war. Der Gutachter wirft darin zudem der Landeskirche eine „mangelnde Wahrnehmung der Aufsichtspflicht“ vor. Der Pastor war in den missionarischen Diensten der Landeskirche tätig.

Die neu eingesetzte Kommission besteht nach Kirchenangaben aus Juristen, einer Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche, einem früheren bayerischen Kirchenrechtsdirektor und einer emeritierten Theologieprofessorin. Sie will den Angaben zufolge im Januar einen Aufruf an mögliche Betroffene und Zeugen starten. Diese könnten sich auch vorher schon an die Fachstelle Sexualisierte Gewalt im Landeskirchenamt wenden, hieß es. Anonymität und Vertraulichkeit würden zugesichert.

Die Landeskirche will der Kommission den Angaben zufolge Einsicht in Akten und Dokumente gewähren. Mitarbeitende der Kirche sollen ihr gegenüber von ihrer dienstlichen Verschwiegenheitspflicht befreit werden. Die Untersuchung soll bis Oktober 2024 abgeschlossen sein. Die Präsidentin des Landeskirchenamtes Hannover, Stephanie Springer, betonte: „Als Landeskirche werden wir die Kommission uneingeschränkt unterstützen und verpflichten uns, die Ergebnisse vollständig der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“