Erzbischof Zollitsch bekennt Versagen im Umgang mit Missbrauch

Erzbischof Zollitsch bekennt Versagen im Umgang mit Missbrauch

Freiburg (epd). Robert Zollitsch, früherer Erzbischof der Diözese Freiburg und ehemals Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, hat für Fehlverhalten im Umgang mit sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche um Verzeihung gebeten. Er bekenne sich ausdrücklich zu seiner Schuld, sagte Zollitsch in einem am Donnerstag auf seiner Internetseite veröffentlichten Video. Zu lange habe ihn „viel zu sehr das Wohl der katholischen Kirche und viel zu wenig die Anteilnahme am Leid der Betroffenen und die Fürsorge für die Opfer geleitet“, räumte der Theologe ein.

„Zu naiv und sorglos“ sei er mit „Mitbrüdern“ umgegangen, die Menschen missbraucht hätten, sagte Zollitsch. Menschen, die sich schuldig gemacht hätten, habe er eine zweite Chance geben wollen und Versprechungen der Täter nur allzu gerne geglaubt. Die Gefahren auch von erneutem Missbrauch habe er verkannt. „Das bereue ich von ganzem Herzen. Es tut mir aufrichtig leid“, sagte der 84-Jährige.

Sein Verhalten habe den Opfern zusätzliches Leid bereitet, bedauert Zollitsch. Er wisse, dass er schwerwiegende Fehler gemacht habe. Er habe zwar bereits 2010 einen Missbrauchsbeauftragten eingeführt und nach einem Gespräch mit dem Papst bei einer Pressekonferenz in Rom öffentlich um Vergebung gebeten. „Aber es war nicht genug.“ Er habe zwar nie allein gehandelt und entschieden, trage aber moralische Verantwortung. Er verspreche, weiterhin bei der Aufarbeitung mitwirken zu wollen.

Die Erzdiözese begrüßte, dass sich Zollitsch mit seiner Verantwortung auseinandersetze. Fundiert und umfassend werde eine Bewertung der Versäumnisse und Fehler im früheren Umgang mit Missbrauch nach der Fertigstellung und Veröffentlichung des Missbrauchsberichts im Frühjahr 2023 möglich sein, hieß es weiter.

Zolitsch hatte das Amt des Erzbischofs in Freiburg von 2003 bis 2014 inne und war von 2008 bis 2014 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. In seiner Amtszeit kamen bundesweit zahlreiche Missbrauchsfälle durch Priester und andere Mitarbeiter der Kirche ans Licht. Daraufhin wurde ein Aufarbeitungsprozess in Gang gesetzt.