Hamburg (epd). Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) hat gefordert, die Politik solle die Vereinsamung in der Gesellschaft stärker bekämpfen. „Verstärkt durch die Krisen unserer Tage entwickelt sie sich zu einem zentralen gesellschaftlichen Problem“, schrieb die Grünen-Politikerin in einem Gastbeitrag für die „Zeit“-Beilage „Christ und Welt“ (Donnerstag).
Die Ministerien im Bund seien momentan vor allem mit wirtschaftlichem Krisenmanagement und der nötigen Transformation befasst. Soziales Krisenmanagement tue aber ebenso not, um die Resilienz der Seelen zu stärken, unterstrich Göring-Eckardt. Demokratischer Zusammenhalt könne nicht von oben verordnet werden, er wachse aus der Mitte der Gesellschaft. „Er darf durch zunehmende Vereinsamung nicht zusätzlich ins Bröckeln kommen.“
Göring-Eckardt schlug „Dritte Orte“ gegen die Einsamkeit vor. Darunter stelle sie sich Orte vor, die den Raum für Miteinander erweitern, Orte ohne Konsumzwang, an denen sich Austausch ergebe. „Dritte Orte“ müssten barrierefrei, offen und leicht erkennbar sein. „Wer sich bewirbt und Vertrauenskriterien erfüllt, bekommt einen Eintrag in einer Onlinekarte und ein Siegel als vertrauenswürdiger Dritter Ort“, schrieb Göring-Eckardt. Auch Kirchen könnten solche Orte sein, so die ehemalige Präsidentin des Evangelischen Kirchentags und Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland.