DIW-Präsident: Hilfspakete verdoppeln oder sogar verdreifachen

DIW-Präsident: Hilfspakete verdoppeln oder sogar verdreifachen

Berlin (epd). Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, hat die Bundesregierung aufgefordert, bei ihren Hilfspaketen zur Abfederung der Energiekrise massiv nachzulegen. Ohne eine Verdopplung oder sogar Verdreifachung über die nächsten sechs Monate drohten nicht nur zahlreiche Unternehmensinsolvenzen, sondern auch Privatinsolvenzen, sagte Fratzscher dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (RND, Samstag). „Viele Bürgerinnen und Bürger werden wegen der explodierenden Strom- und Gaspreise ihre Rechnung nicht bezahlen können“, sagte der Ökonom.

Die mittel- und langfristigen Aussichten seien düster, sagte Fratscher. Der Abschwung habe längst begonnen, eine Rezession sei unvermeidbar. „Meine Sorge ist gar nicht so sehr, dass wir in den nächsten zwei Quartalen schrumpfen werden, sondern dass es auch danach keine Erholung geben wird.“ Das DIW rechne mit einer schrumpfenden Wirtschaft für das Gesamtjahr 2023. „Und auch 2024 wird nicht so ein gutes Jahr werden.“

Die aktuelle Situation sei nicht mit der Coronakrise vergleichbar. Das Besondere an der aktuellen Krise sei der Rückgang des privaten Konsums, weil viele Menschen den Gürtel enger schnallen müssten. „Das ist ein flächendeckendes Problem und trifft letztendlich die gesamte Wirtschaft“, sagte der Ökonom.

Fratscher betonte, dass sich der Staat eine höhere Entlastung der Unternehmen und Bürger leisten könne, wenn der Bundestag erneut die Regelungen der Schuldenbremse aussetze. „Die Schuldenbremse ist mal gemacht worden, damit der Staat in schlechten Zeiten handeln kann. Wenn nicht jetzt, wann dann?“, fragte er.