Herzog: Deutschlands Erfolg beruht auf seiner Erinnerungskultur

Herzog: Deutschlands Erfolg beruht auf seiner Erinnerungskultur

Berlin (epd). Der israelische Staatspräsident Izchak Herzog hat Deutschlands Beitrag zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus gewürdigt und zugleich gefordert, diese Erinnerung weiter wachzuhalten. Der „ehrenwerte Status, den das demokratische Deutschland in der Völkerfamilie genießt, der es zu einem der wichtigsten Anführer der freien Welt werden ließ“, beruhe sowohl auf der Verpflichtung der Vergangenheit gegenüber als auch der Zukunft der Menschheit gegenüber, sagte Herzog am Dienstag in seiner Rede vor dem Bundestag in Berlin.

Als Beispiel nannte Herzog die Errungenschaften des Sozialstaats in Deutschland. Die Sorge um die Schwachen und der Aufbau einer beeindruckenden stützenden Infrastruktur für Bedürftige bildeten einen in Europa beispielgebenden „Rahmen der Menschlichkeit und der Würde des Menschen“, sagte der Präsident. Deutschland beweise zudem, dass es der Erinnerungskultur und dem Gedenken erhebliche Anstrengungen widmet.

Herzog zitierte vor den Abgeordneten seinen Vater Chaim Herzog, der 1945 zu den Befreiern des nationalsozialistischen Konzentrationslagers Bergen-Belsen gehörte: „Nur die Toten haben das Recht zu vergessen“. „Das jüdische Volk vergisst nicht“, sagte Herzog. Das gelte nicht nur aufgrund der Pflicht den Generationen der Vergangenheit gegenüber, sondern aufgrund der Verpflichtung gegenüber künftigen Generationen.

Herzog wollte am Dienstagnachmittag die Gedenkstätte im einstigen KZ Bergen-Belsen besuchen. Dort starben unter der Nazi-Herrschaft mehr als 52.000 KZ-Häftlinge und rund 20.000 Kriegsgefangene, unter ihnen das jüdische Mädchen Anne Frank, deren Tagebuch weltbekannt wurde. Herzogs Vater Chaim Herzog, der von 1983 bis 1993 ebenfalls israelischer Staatspräsident war, gehörte 1945 als britischer Offizier zu den Soldaten, die das KZ Bergen-Belsen befreiten.