Münster (epd). Eine Woche nach dem tödlichen Angriff auf einen jungen Mann am Rande einer Feier zum Christopher Street Day in Münster ist gegen einen Tatverdächtigen Haftbefehl erlassen worden. Ein Richter ordnete am Samstag Untersuchungshaft für den 20-Jährigen an, der am Vortag festgenommen worden war. Er äußerte sich zunächst nicht zum Tatvorwurf, wie Polizei und Staatsanwaltschaft Münster weiter mitteilten.
In der Innenstadt von Münster kamen am Freitagabend nach Polizeiangaben rund 6.500 Menschen zu einer Kundgebung gegen Gewalt an queeren Menschen zusammen. Mit einer Schweigeminute gedachten sie des Getöteten. Der 25-jährige Transmann war am vergangenen Samstag niedergeschlagen worden und am Freitagmorgen seinen Verletzungen erlegen. Er hatte sich nach Angaben des Lesben- und Schwulenverbandes schützend vor zwei Frauen gestellt, die von dem Täter homophob beleidigt wurden.
Die Ermittler hatten bei der Auswertung von Zeugenhinweisen sowie von Bild- und Videomaterial Bilder des mutmaßlichen Täters gefunden, wie die Polizei mitteilte. Eine Ermittlerin habe den 20-Jährigen am Freitagnachmittag am Münsteraner Hauptbahnhof erkannt und festgenommen. Die Staatsanwaltschaft beantragte Haftbefehl wegen Körperverletzung mit Todesfolge.
Die Gewalttat löste Betroffenheit und Empörung aus. Vertreter aus Bundes- und Landespolitik, Kirchen sowie von Lesben- und Schwulenorganisationen äußerten sich erschüttert und bekundeten Mitgefühl mit Angehörigen und Freunden des Opfers.
Auch die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die westfälische Präses Annette Kurschus, äußerte sich bestürzt und traurig. "Was für ein unbegreiflicher, abscheulicher Hass", erklärte sie am Freitagabend am Rande eines internationalen Ökumene-Treffens in Karlsruhe. Kurschus rief zum Einsatz für mehr Toleranz auf: "Wir müssen alles tun, was in unserer Macht ist, dass jeder Mensch frei und ohne Angst leben und sich zeigen kann, egal, wie er aussieht, wie er liebt oder welche geschlechtliche Identität er hat."