Ökumene-Gipfel dringt auf Abschied von fossiler Energie

Ökumene-Gipfel dringt auf Abschied von fossiler Energie
Weltkirchenrat feiert Tag der Schöpfung auf Vollversammlung
Christen aus vom Klimawandel besonders bedrohten Regionen fordern auf dem Welt-Ökumene-Gipfel in Karlsruhe von der Staatengemeinschaft rasche Hilfe. Das Überleben kommender Generationen stehe auf dem Spiel.

Karlsruhe (epd). Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) fordert einen schnellen weltweiten Wechsel von fossilen Brennstoffen hin zu grünen Energieträgern. Dieser Übergang müsse gerecht und so schnell wie möglich vollzogen werden, erklärte die Vorsitzende der Arbeitsgruppe Klimawandel des Weltkirchenrates, Joy Kennedy, am Donnerstag auf dem Ökumene-Gipfel in Karlsruhe.

Die Kanadierin Kennedy forderte eine effektive globale klimapolitische Zusammenarbeit. Gelinge das nicht, wird es „vielleicht keine nächste Vollversammlung mehr geben“. Die Covid-Pandemie habe gezeigt, dass Regierungen durchaus in der Lage seien, bei drängenden Problemen schnell zu handeln.

Die ÖRK-Vollversammlungen finden in der Regel alle acht Jahre auf verschiedenen Kontinenten statt. An diesem Freitag wollen Mitglieder von „Fridays for Future“ am Rande des globalen Christen-Treffens für Klimagerechtigkeit demonstrieren. Auf der Vollversammlung wurde am Donnerstag der internationale Tag der Schöpfung gefeiert, der stets Anfang September von den Kirchen begangen wird. Auf dem Karlsruher Marktplatz fand der zentrale ökumenische Gottesdienst statt, zu demdie Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) eingeladen hatte.

Nicht Corona, sondern der Klimawandel sei „immer noch die größte Bedrohung für unseren Planeten“, sagte der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomäus I., in einer Videobotschaft. Er rief vor allem vermögende Länder zu einem nachhaltigen, maßvollen und bescheidenen Lebensstil auf.

Werde der Anstieg der globalen Temperatur nicht beschränkt, werde die Zahl der Toten infolge des Klimawandels alle durch Infektionskrankheiten hervorgerufenen Sterbefälle in den Schatten stellen, mahnte der „grüne Patriarch“. Bartholomäus tritt seit Jahrzehnten für mehr Klimaschutz und mehr soziale Gerechtigkeit ein.

Julia Rensberg von der Minderheit der Samen in Schweden bezeichnete es als Widerspruch, angesichts der Klimakrise den Tag der Schöpfung zu feiern. Besonders kritisch sei der Temperaturanstieg in den arktischen Regionen. Die Rentiere verhungerten, weil ihre Nahrung sprichwörtlich verbrennt, die Wälder vertrocknen und die Gletscher schmelzen.

Erstmals in der über 70-jährigen Geschichte des Weltkirchenrates tagt dessen höchstes Gremium in Deutschland. Der am Mittwoch eröffnete Ökumene-Gipfel berät bis zum 8. September. Daran nehmen rund 4.000 Gäste aus aller Welt teil.

Der ÖRK ist eine Gemeinschaft von 352 Kirchen, die weltweit über 580 Millionen Christen vertreten. Die römisch-katholische Kirche ist nicht Mitglied, arbeitet jedoch bei einzelnen Programmen mit.