Umweltministerium kündigt Taskforce zum Fischsterben in der Oder an

Umweltministerium kündigt Taskforce zum Fischsterben in der Oder an
Seit Tagen treiben Unmengen toter Fische die Oder entlang. Die Umweltkatastrophe nahm ihren Ausgang bereits im Juli in Polen, die genauen Ursachen sind weiter unklar. Nun wurde eine Taskforce für Aufklärung und Krisenmanagement angekündigt.

Lebus, Berlin (epd). Die Bundesregierung fordert eine zügige Aufklärung der Ursachen der Umweltkatastrophe an der Oder. Die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann sagte am Montag in Berlin, es sei vordringlich aufzuklären, wie es dazu kommen konnte. Ein Sprecher des Bundesumweltministeriums sagte, noch gebe es keine Hinweise, wer dafür verantwortlich sei. Zugleich kritisierte er, dass die Meldekette nicht funktioniert und polnische Behörden die deutschen nicht gut informiert hätten.

Das Fischsterben werde in Brandenburg seit dem 9. August beobachtet. Zu dem Zeitpunkt sei dies in Polen schon seit etwa zwei Wochen bekannt gewesen, hieß es.

Nach Angaben des Bundesumweltministeriums wurde am Sonntagabend eine gemeinsame deutsch-polnische Expertengruppe beschlossen, um einen guten Informationsaustausch zu gewährleisten, die Ursachen für das Fischsterben zu ermitteln und die erforderlichen Maßnahmen ergreifen zu können. Dies sei Ergebnis eines Treffens von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) mit Polens Umweltministerin Anna Moskwa und weiteren deutschen und polnischen Politikern in Stettin: „Es wurde vereinbart, die laufende Krisenreaktion in einer gemeinsamen Taskforce zu bündeln.“

„Höchste Priorität haben der Schutz der Bevölkerung, Schadenbegrenzung und das Identifizieren des Verursachers“, betonte Lemke. Es werde mit Hochdruck daran gearbeitet herauszufinden, was zu dem massenhaften Sterben der Fische und zur Schädigung der Oder geführt hat.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) machte sich am Montag in Lebus vor Ort ein Bild von der Lage. Er sei „tief erschüttert“ davon, was in der Region passiert ist, sagte er. Es sei „existenziell wichtig“ zu wissen, was genau geschehen ist und ob die Gefahren weiter bestünden oder die Giftwelle inzwischen vorüber sei.

Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) geht davon aus, dass die Umweltkatastrophe an der Oder noch lange Folgen haben wird. Das gesamte Ökosystem des deutsch-polnischen Flusses sei geschädigt, sagte Vogel am Montag im RBB-Inforadio. Die Zeiträume, die insbesondere Muscheln, Mollusken und Insekten benötigten, um sich wieder aufzubauen, seien sehr lang. Derzeit liefen weiter Laboruntersuchungen des Wassers. Vogel sprach von einer „absoluten Anomalie“ des Wassers mit hohem Sauerstoffgehalt, hohem pH-Wert und hohem Salzgehalt. Unklar sei, ob auch noch weitere Stoffe in die Oder gelangt seien.

„Die Polen fahnden jetzt nach insgesamt 300 Stoffen“, sagte Vogel. Bei der viel kritisierten schlechten Zusammenarbeit mit dem Nachbarland Polen äußerte sich Vogel optimistisch, dass die Kommunikation künftig besser wird. Der Chef der polnischen Wasserbehörde sei gefeuert, der Chef der polnischen Umweltbehörde von seinem Amt entbunden worden. „Ich denke, die polnische Seite ist jetzt ganz anders aufgestellt als noch vor einer Woche“, sagte Vogel.

Der Umweltminister von Mecklenburg-Vorpommern, Till Backhaus (SPD), begrüßte die länderübergreifende Zusammenarbeit bei der Aufklärung. Die Umweltkatastrophe soll nach Angaben des Bundesumweltministeriums im deutsch-polnischen Umweltrat am 29. August auf der Tagesordnung stehen.