Bericht: 17.556 afghanische Ortskräfte mit Familien aufgenommen

Bericht: 17.556 afghanische Ortskräfte mit Familien aufgenommen

Berlin (epd). Knapp ein Jahr nach der Machtübernahme der Taliban sind 17.556 ehemalige afghanische Ortskräfte und ihre Familienangehörigen in Deutschland eingereist. Das berichtete die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf Angaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge. Insgesamt gebe es bisher Aufnahmezusagen für 23.614 frühere afghanische Helfer der Bundeswehr sowie ihre Familien. Mehr als 6.000 Menschen warten demnach noch auf ihre Einreise.

Die nordrhein-westfälische Ministerin für Flucht und Integration, Josefine Paul (Grüne), forderte großzügigere und schnellere Hilfen. „Ich wünsche mir vom Bund, dass das Aufnahmeprogramm zügig umgesetzt wird“, sagte sie der Zeitung. Es sei richtig, dass Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) das Thema kurz nach ihrem Amtsantritt ganz oben auf die politische Agenda gesetzt habe. Der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jürgen Hardt (CDU), sagte, Deutschland habe bislang mehr Afghaninnen und Afghanen aufgenommen als andere Nato-Länder.

Laut der „Welt am Sonntag“ hat Großbritannien bisher 10.100 ehemalige Helfer der Streitkräfte und ihre Familienangehörigen aufgenommen. Das italienische Außenministerium habe 1.218 Visa mit „begrenzter territorialer Gültigkeit“ für afghanische Staatsangehörige ausgestellt. Weitere 278 Personen seien im Rahmen humanitärer Korridore ins Land gereist.

Ende Juni 2021 verließen nach einem Nato-Beschluss die letzten deutschen Streitkräfte das Land. Die Taliban eroberten am 15. August Kabul und übernahmen die Macht. Mitte August wurde die Bundeswehr wieder in Afghanistan eingesetzt, als mehr als 20 Länder am Flughafen Kabul eine Luftbrücke einrichteten, um ihre Staatsangehörigen sowie schutzbedürftige Afghaninnen und Afghanen aus dem Land zu bringen. Viele afghanische Ortskräfte, die für die Bundeswehr und andere deutsche Institutionen gearbeitet hatten, wurden zurückgelassen. Aus Angst vor Rache der Islamisten fürchten viele von ihnen um ihr Leben. Helfer und Menschenrechtler kritisieren, dass die Ortskräfte nicht vor der Rückkehr der Taliban aus dem Land geholt wurden.