Berlin, São Paulo (epd). Bei einem Polizei-Einsatz in einem der größten Armenviertel in Rio de Janeiro sind mindestens 18 Menschen getötet worden. Davon seien 16 mutmaßliche Kriminelle gewesen, teilte die Polizei am späten Donnerstagabend (Ortszeit) laut der Tageszeitung „O Globo“ mit. Außerdem kamen ein Polizist und eine unbeteiligte Bewohnerin ums Leben. Es gab zahlreiche Verletzte.
Mit dem Einsatz wollte die Polizei gegen die organisierte Drogenkriminalität vorgehen, der auch zahlreiche Diebstähle von Fahrzeugen und Banküberfälle zugerechnet werden. Im „Complexo Alemão“ im Norden von Rio de Janeiro leben mehr als 70.000 Menschen. Das Armenviertel wird von der Drogenbande „Comando Vermelho“ („Rotes Kommando“) kontrolliert.
Polizeikommandant Ronaldo Oliveira sagte, die Polizei sei bei dem Einsatz angegriffen worden, und die Kriminellen hätten brennende Barrikaden errichtet. Bewohner berichteten von einem mehrere Stunden andauernden Schusswechsel. In Videos in sozialen Netzwerken sind verzweifelte Bewohner zu sehen, wie sie weiße Tücher schwenken. An dem Einsatz waren demnach rund 400 Polizisten beteiligt, die mit gepanzerten Fahrzeugen die Eingänge in das Armenviertel versperrten. Auch Helikopter waren im Einsatz.
Die Sicherheitslage in Rio de Janeiro hat sich in den vergangenen Monaten erneut zugespitzt. Laut „Globo“ kamen in den vergangenen 14 Monaten bei Polizeieinsätzen 71 Menschen ums Leben.
Seit Mai vergangenen Jahres ist Gouverneur Claudio Castro im Amt, der ein hartes Vorgehen gegenüber Kriminellen versprochen hat. Er ist ein Verbündeter des rechtsextremen Präsidenten Jair Bolsonaro.