Forderungen nach nationalem Hitzeschutzplan

Forderungen nach nationalem Hitzeschutzplan
Vulnerable Gruppen wie Seniorinnen und Senioren oder Menschen mit Behinderungen leiden besonders unter Hitze. Sozial- und Ärzteverbände mahnen rasche Hilfen an.

Berlin, Marburg (epd). Sozialverbände und Ärztevertreter fordern angesichts der aktuell hohen Temperaturen einen nationalen Hitzeschutzplan. „Wir brauchen dringend ein Krisenkonzept für Hitzeereignisse, die gerade Menschen in Pflegeheimen und Krankenhäusern besonders belasten“, sagte die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Dienstag). Ein Hitzeaktionsplan müsse Vorgaben für Pflegeanbieter von der Medikamentenlagerung bis hin zu baulichen Maßnahmen festschreiben. Die Bundesregierung verweist beim Hitzeschutz auf die Zuständigkeit der Kommunen.

VdK-Chefin Bentele plädierte zudem für eine Informationskampagne für pflegende Angehörige. „Auch zu Hause Gepflegte dürfen nicht vergessen werden“, betonte Bentele. Sie und ihre Angehörigen müssten auf Gefahren der Hitze und effektive Schutzmaßnahmen hingewiesen werden.

Der Präsident der Ärztekammer Berlin, Peter Bobbert, sagte im RBB-Inforadio, Maßnahmen zum Schutz der Betroffenen müssten jetzt schnell umgesetzt werden. Ein nationaler Hitzeschutzplan sei deshalb wichtig, weil die Kommunen sich austauschen und voneinander lernen könnten. Berlin bekomme viele Anfragen aus anderen Regionen. „Das, was für Berlin gilt, gilt natürlich auch für Nürnberg oder Hamburg, da unterscheiden wir uns nicht“, sagte Bobbert, der Vorstandsmitglied des Ärzteverbandes Marburger Bund ist. Um Dinge schnell umsetzen zu können, müsse man miteinander sprechen.

Patienten in allen Gesundheitseinrichtungen müssten vor Hitze geschützt werden, betonte Bobbert. Es brauche Hitzeschutzpläne, um Krankenhäusern, Praxen und Pflegeeinrichtungen konkrete Maßnahmen an die Hand zu geben, wie man die Menschen zum Trinken bewegen könne, Medikamente und Geräte richtig lagere oder die Temperatur in Räumen kühler halte, so Bobbert. Auch bauliche Maßnahmen könnten erforderlich sein.

Wichtig sei vor allem, dass sich jemand in den Einrichtungen für den Hitzeschutz verantwortlich fühle. Lange Zeit sei das nicht so gewesen. Dies sei nun in Bewegung gekommen, aber es müsse schnell mehr passieren, forderte der Präsident der Ärztekammer Berlin.

Die Vizepräsidentin des Sozialverbands Deutschland, Ursula Engelen-Kefer, sprach sich für temperierte öffentliche Aufenthaltsräume aus. „Darüber hinaus müssen Pflegeeinrichtungen, Krankenhäuser und Behinderteneinrichtungen konsequent klimatisiert sein“, sagte sie. Ambulante Dienste müssten an Hitzetagen pflegebedürftige Menschen und gefährdete Menschen mit Behinderungen besonders aufsuchen.

Angesichts der zunehmenden Hitzetage und ihrer Gesundheitsfolgen zeigten sich die sozial ungerechten Auswirkungen der Erderwärmung, sagte Engelen-Kefer. Vulnerable Gruppen litten unter den Folgen besonders. Die Politik müsse daher Maßnahmen ergreifen, dass 1,5-Grad-Ziel noch zu erreichen. Das sei auch eine Frage sozialer Gerechtigkeit.

Die Bundesregierung hatte am Montag auf die Zuständigkeit der Kommunen beim Hitzeschutz verwiesen. Sie wüssten am besten über Bedürfnisse vor Ort Bescheid, sagte ein Sprecher des Bundesministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz. Er verwies darüber hinaus auf Förderprogramme zur Anpassung an den Klimawandel, mit deren Hilfe etwa Dach- oder Fassadenbegrünung oder andere Maßnahmen unterstützt werden können.