WWF fordert mehr natürliche Überflutungsflächen für Flüsse

WWF fordert mehr natürliche Überflutungsflächen für Flüsse

Potsdam, Berlin (epd). Der Umweltverband WWF hat zum 25. Jahrestag des verheerenden Oder-Hochwassers die Wiederherstellung natürlicher Überflutungsflächen gefordert. Die Potenziale dafür seien bei Weitem nicht ausgeschöpft, erklärte der WWF am Donnerstag in Berlin. Bund und Länder müssten deshalb mehr Anstrengungen unternehmen und unter anderem Flussauen stärker als Überflutungsflächen nutzen. Mit der Klimakrise gingen immer gefährlichere Fluten einher, auf die sich auch Deutschland besser vorbereiten müsse.

In Brandenburg hatte das Landesumweltamt am 8. Juli 1997 eine Hochwasserwarnung für die sich dort anbahnende Oderflut ausgegeben, am 17. Juli erreichte das Hochwasser das Bundesland. Die Überschwemmungen im Einzugsgebiet der Oder im Juli und August vor 25 Jahren verursachten in Tschechien und Polen Schäden in Milliardenhöhe und kosteten viele Menschen das Leben. In Deutschland lag die Schadenshöhe im dreistelligen Millionenbereich.

Das Oder-Hochwasser vor 25 Jahren erinnere genau wie die Elbeflut 2002 und die Ahrtal-Katastrophe im vergangenen Jahr daran, welche Urgewalt Flüssen innewohne, betonte Astrid Eichhorn, Leiterin des WWF-Büros Mittlere Elbe. Erinnerung reiche jedoch nicht aus, es müssten auch Konsequenzen gezogen werden. Zentrale Aufgabe sei, den Flüssen mehr Raum zu geben. Flüsse müssten sich bei Hochwasser in der Fläche ausbreiten können. Vor allem im 19. Jahrhundert seien sie jedoch durch Begradigung, Vertiefung, Uferbefestigung und Deichbau in ein enges Korsett gezwängt und ihrer natürlichen Überflutungsgebiete, der Auen, beraubt worden.

Brandenburg hat nach Einschätzung von Umweltminister Axel Vogel (Grüne) seit der Oderflut 1997 beim Hochwasserschutz große Fortschritte gemacht, aber noch nicht alles im Griff. Inzwischen seien fast 90 Prozent der insgesamt gut 190 Kilometer Deiche im Bundesland unter Einsatz von rund 338 Millionen Euro öffentlichen Mitteln verstärkt worden, sagte Vogel der in Cottbus erscheinenden „Lausitzer Rundschau“ (Donnerstag). Sorgen bereiteten jedoch die Flüsse Stepenitz in der Prignitz und Schwarze Elster im Süden des Bundeslandes.

Lokale Starkregen-Ereignisse, in deren Folge das Wasser gerade kleinerer Flüsse sehr schnell steige, seien immer möglich, sagte Vogel. Die Schwarze Elster habe „ein sehr enges Korsett“, ihr Pegel könne deshalb sehr schnell ansteigen. Dort gebe es auch noch veraltete Deiche und Ortschaften, die direkt am Fluss liegen und noch unzureichend geschützt seien. Im Mittelpunkt der Hochwasserschutz-Planungen stehe deshalb derzeit die Schwarze Elster.