Kolumbiens neuer Präsident will mit ELN-Guerilla verhandeln

Kolumbiens neuer Präsident will mit ELN-Guerilla verhandeln

Berlin, Bogotá (epd). Kolumbiens neuer Präsident Gustavo Petro will mit der Guerillagruppe ELN Friedensverhandlungen aufnehmen. Dafür müssten beide Seiten einen Waffenstillstand vereinbaren, sagte der Linkspolitiker am Dienstag (Ortszeit) in einem Interview mit dem kolumbianischen Radiosender WRadio. „Für Kolumbien ist heute die Zeit des Friedens gekommen“, sagte Petro, der am 7. August als erster linksgerichteter Präsident in dem südamerikanischen Land vereidigt wird. Der noch amtierende Präsident Iván Duque hatte die Gespräche mit der ELN 2019 nach einem Anschlag auf eine Polizeikaserne mit 21 Toten und zahlreichen Verletzten abgebrochen.

„Die ELN selbst hat sich verändert, ebenso wie die Dynamik der kolumbianischen Gesellschaft“, sagte Petro mit Blick auf die Herausforderungen der neuen Verhandlung. Er werde Norwegen darum bitten, wieder als Vermittler zu agieren. Laut kolumbianischen Medien erklärte sich die ELN zu Verhandlungen bereit. Sie forderte die künftige Regierung zu Landreformen und zur Bekämpfung des Drogenhandels auf.

Die ELN ist vor allem im Grenzgebiet zu Venezuela aktiv. Immer wieder kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen und Anschlägen. Mit der Farc-Guerilla hingegen hatte die Regierung unter Präsident Juan Manuel Santos bereits 2016 einen Friedensvertrag geschlossen. Die Farc gab ihre Waffen ab und wandelte sich in eine politische Partei um.

Auch der künftige Präsident Petro war früher in der Guerillabewegung aktiv. Er hatte sich in den 1970er-Jahren der linken, urbanen M-19 angeschlossen und verbrachte Mitte der 1980er-Jahre 18 Monate in Haft. Er war auch an den Friedensverhandlungen der M-19 und der Regierung beteiligt, die zur Waffenniederlegung der Gruppe 1990 und der Gründung einer Partei führten.

Bei dem seit mehr als 50 Jahren andauernden Bürgerkrieg zwischen staatlichen Kräften, linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs wurden mehr als 260.000 Menschen getötet und etwa sieben Millionen Menschen vertrieben. Etwa 80.000 Kolumbianer gelten als vermisst.