Philippinen: Diktatorensohn Marcos als Präsident vereidigt

Philippinen: Diktatorensohn Marcos als Präsident vereidigt
Diktatorensohn Ferdinand Marcos wird für die kommenden sechs Jahre die Philippinen regieren. Kritikerinnen und Kritiker fürchten den endgültigen Rückfall in eine dunkle Vergangenheit.

Frankfurt a.M., Manila (epd). Auf den Philippinen ist Ferdinand Marcos Junior als 17. Präsident des Landes vereidigt worden. Die Zeremonie vor dem Nationalmuseum in Manila fand unter massiven Sicherheitsvorkehrungen statt, wie der philippinische Sender „ABS-CBN“ am Donnerstag berichtete.

Diktatorensohn Ferdinand „Bongbong“ Marcos (64) hatte die Wahlen vom 9. Mai klar gewonnen. Damit kehrt der Familienclan um den früheren Despoten Ferdinand Marcos 36 Jahre nach dessen Sturz an die Macht zurück. Der neue Staatschef sprach von einem „historischen Moment“. Menschenrechtsaktivistinnen und -aktivisten sowie Überlebende der Marcos-Diktatur protestierten derweil gegen den neuen Präsidenten und forderten Gerechtigkeit für die Opfer von Marcos Senior. Dieser hatte das südostasiatische Inselreich von 1965 bis 1986 regiert; 1972 hatte er das Kriegsrecht ausgerufen. Allein für die Zeit von 1972 bis 1981 hat Amnesty International etwa 72.000 Verhaftungen, 34.000 Folterungen und 3.240 Morde dokumentiert.

Die Kritikerinnen und Kritiker werfen Marcos Junior unter anderem eine Schmierenkampagne gegen politische Gegnerinnen und Gegner vor. Auch dass er sich nie von den Verbrechen während der Herrschaft seines Vaters distanziert hat, sorgt für Unmut. Stattdessen hätten er und sein Wahlkampfteam es darauf angelegt, die Tyrannei als „goldene Ära“ reinzuwaschen.

In dessen Antrittsrede blieben die Verbrechen ebenfalls unerwähnt. Stattdessen erklärte Marcos Junior, er wolle „ein neues Kapitel der Geschichte aufschlagen“ und als Zeichen der nationalen Einheit „meine Hand allen philippinischen Bürgerinnen und Bürgern reichen“. Auch wolle er es seinem Vater gleichtun: „Dieser hat mehr und bessere Straßen bauen und mehr Reis produzieren lassen als alle Regierungen vor ihm“. Zugleich pries er die Wirtschaftspolitik seines Vorgängers Rodrigo Duterte. Dieser habe mehr geleistet als sämtliche Administrationen seit dem Sturz von Marcos Senior.

Aktivistinnen und Aktivisten fürchten einen endgültigen Rückfall in die dunkle Vergangenheit - mit neuen zahlreichen Menschenrechtsverletzungen. Marcos übernimmt bereits ein Land, das durch den von Duterte 2016 begonnenen blutigen „Anti-Drogen-Krieg“ mit mehreren Zehntausend Todesopfern am Abgrund zur Diktatur steht. Dutertes Tochter Sara wird die Philippinen gemeinsam mit Marcos Junior als dessen Vizepräsidentin regieren. Erst vor wenigen Tagen kündigte der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag an, weitere Ermittlungen wegen der Gräuel im sogenannten Drogen-Krieg führen zu wollen.