Umweltbundesamt: CO2-Ausstoß hat stark zugenommen

Umweltbundesamt: CO2-Ausstoß hat stark zugenommen
Die Erholung der deutschen Wirtschaft ist nicht ohne Folgen für den Klimaschutz geblieben. Laut einer Erhebung des Bundesumweltamtes wurde mit dem Abklingen der Corona-Pandemie mehr schädliches Kohlendioxid freigesetzt als erwartet.

Dessau-Roßlau (epd). Das Bundesumweltamt in Dessau-Roßlau (UBA) mahnt eine Verschärfung des europäischen Handels mit CO2-Zertifikaten an. Im Rahmen der laufenden Verhandlungen zur Neuausrichtung der europäischen Klimapolitik müssten Rat und Europäisches Parlament jetzt konsequent auf eine Senkung der Obergrenzen für Treibhausgas-Zertifikate setzen, forderte UBA-Präsident Dirk Messner bei der Vorstellung des Jahresberichts der Deutschen Emissionshandelsstelle am Mittwoch in Dessau-Roßlau. Grund seien die deutlich angestiegenen Emissionen der schädlichen Treibhausgase im vergangenen Jahr.

Die Freisetzung des für die Klimakrise verantwortlichen CO2 hat laut Behörde hierzulande das Niveau aus der Zeit vor der Corona-Pandemie nahezu erreicht. Im vergangenen Jahr hätten die rund 1.730 im Europäischen Emissionshandelssystem erfassten stationären Anlagen in Deutschland rund 355 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente ausgestoßen. Das entspreche einem Anstieg von elf Prozent gegenüber 2020.

Mit diesem Wert wurde das Niveau von 2019 vor der Corona-Pandemie nur um etwa acht Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente unterschritten. „Der Wiederanstieg der Emissionen im Jahr 2021 war erwartbar, jedoch nicht dessen Ausmaß“, sagte UBA-Präsident Messner. Er forderte, entschieden gegenzusteuern und die Abkehr von fossilen Energien voranzutreiben.

Hohe Anstiege verzeichnete etwa die Luftfahrt mit einem Anstieg der Emissionen von 20 Prozent, nachdem die Branche im vergangenen Jahr nach Corona wieder abheben konnte. Auch die eisen- und stahlverarbeitende Industrie habe etwa 13 Prozent mehr Kohlendioxid freigesetzt als noch 2020. Das hänge maßgeblich mit der Konjunkturerholung nach dem coronabedingten Einbruch des Vorjahres zusammen.

Auch die Emissionen der deutschen Energieanlagen seien erstmals seit 2013 wieder angestiegen. Sie lagen gegenüber 2020 mit 235 Millionen Tonnen Kohlendioxid um 14 Prozent höher. Gründe dafür seien eine gestiegene Stromnachfrage aufgrund der konjunkturellen Erholung sowie zunehmende Emissionen aus der Verbrennung von Stein- und Braunkohle. Die Preissteigerungen bei den Erdgasimporten sowie eine deutlich geringere Einspeisung aus Windkraftanlagen hätten die Kohlekraftwerke wieder rentabler gemacht.

Insgesamt scheine der vor Beginn der Corona-Pandemie beobachtbare ⁠Trend ⁠ zu Emissionsrückgängen in Deutschland vorerst gestoppt, sagte Messner. Notwendig sei die Abkehr von fossilen Energieträgern auch als Folge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine.

Ambitionierter⁠ Klimaschutz helfe gegen die Energieabhängigkeit Deutschlands von Russland, betonte er. Ein reformierter Emissionshandel könne hierfür maßgebliche Impulse setzen. Mit steigenden Erlösen aus der Auktion der CO2-Zertifikate würden zudem finanzielle Spielräume in der EU geschaffen, um die Abkehr von fossilen Energieträgern sozialverträglich zu gestalten.

Die Deutsche Emissionshandelsstelle ist im Umweltbundesamt für den EU-Zertifikatehandel zuständig. Jede natürliche oder juristische Person, die seit 2005 mit Emissionsberechtigungen handelt, hält hier ein elektronisches Konto zur Verbuchung der Transaktionen.