Experten: In Deutschland gibt es zu wenig Gewebespenden

Experten: In Deutschland gibt es zu wenig Gewebespenden

Hannover (epd). Gesundheitsexperten haben auf den Mangel an Gewebespenden in Deutschland aufmerksam gemacht. Zu wenige Menschen setzten sich mit der Frage auseinander, ob nach ihrem Tod etwa Augenhornhaut, Herzklappen oder Blutgefäße transplantiert werden dürften, sagte Martin Börgel, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation mit Sitz in Hannover, am Donnerstag. „Noch immer führen wir Wartelisten für eine Augenhornhaut. Im letzten Jahr konnten wir nur jede zweite Anfrage für eine Herzklappe bedienen.“

Auch das Wissen um die Gewebespende, ihre Voraussetzungen und ihre Organisation, die sich von der Organspende deutlich unterschieden, sei erschreckend gering, sagte Börgel. Das zeige sogar das jüngst in Kraft getretene Gesetz zur Stärkung der Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende. Dieses betreffe zwar auch die Gewebespende, sei in seiner aktuellen Form aber gar nicht praktikabel und gefährde somit die Gewebespende sogar.

Vorgesehen sei laut dem Gesetz ein Online-Register, das die Entscheidung zur Organ- und auch zur Gewebespende dokumentieren solle. Allerdings hätten Mitarbeitende von Gewebespende-Einrichtungen darauf künftig gar keinen Zugriff. Sie seien in dem Gesetz nicht berücksichtigt worden, kritisierte der Geschäftsführer. Das Gesetz müsse dringend nachgebessert werden, forderte er. Sonst werde sich die Versorgung der Patienten mit Gewebetransplantaten erheblich verschlechtern.

In Deutschland gilt den Angaben zufolge für die Gewebe- wie für die Organspende die Entscheidungslösung. Eine Gewebespende nach dem Tod ist demnach nur möglich, wenn eine schriftliche oder mündliche Zustimmung der Spenderin oder des Spenders vorliege oder die Angehörigen eine Entscheidung im Sinne der Verstorbenen treffen.