Bertelsmann Stiftung will Demokratie und Zusammenhalt stärken

Bertelsmann Stiftung will Demokratie und Zusammenhalt stärken
Umfrage: Zwei Drittel fürchten Ausweitung des Ukraine-Kriegs
Stärkung der Demokratie, Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind Zukunftsthemen der Bertelsmann Stiftung. Besonders im Blick sollen dabei die Zukunftschancen von Jugendlichen sein.

Gütersloh (epd). Die Bertelsmann Stiftung will angesichts eines zunehmenden Drucks auf Demokratien den Zusammenhalt in der Gesellschaft stärken. Derzeit sei die Zivilgesellschaft in ganz Europa herausgefordert, sagte der neue Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, Ralph Heck, bei der Jahrespressekonferenz am Dienstag in Gütersloh. Vorgestellt wurde zudem eine Umfrage, nach der fast 70 Prozent der Deutschen besorgt sind, der Ukraine-Krieg könne auf Deutschland übergreifen.

Angesichts des Krieges weitet die Stiftung ihr Engagement für die Ukraine aus. So sei sie im Bündnis „Alliance4Ukraine“ aktiv und unterstütze Schulen bei der Aufnahme und beim Digitalunterricht ukrainischer Schülerinnen und Schüler, sagte Heck. Zudem fördere sie Hilfsprogramme der Bürgerstiftungen. In einem Stiftungsprojekt mit dem Titel „Kommunen in der Ukrainekrise stärken“ leisteten Experten Hilfe bei der Integration der Flüchtlinge.

Künftig wolle die Stiftung die Anliegen junger Menschen noch stärker in den Blick nehmen, kündigte Heck an. Junge Menschen fühlten sich von den Schulen nicht gut auf ihr Leben vorbereitet. „Das wollen wir ändern“, sagte er.

Weitere neue Schwerpunkte seien der Nutzen der Digitalisierung für das Gemeinwohl sowie die Gestaltung einer zukunftsfähigen, nachhaltigen Wirtschaft. Die neuen Programme der Stiftung seien Demokratie und Zusammenhalt, Europas Zukunft, Nachhaltige Soziale Marktwirtschaft, Digitalisierung und Gemeinwohl sowie Bildung und Gesundheit.

Als weitere große Herausforderungen nannte Stiftungs-Vorstandsmitglied Brigitte Mohn den Klimawandel, globale Pandemien, die Alterung der Gesellschaft und die Digitalisierung aller Lebensbereiche. Nötig sei eine umfassende und globale Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft hin zu einer nachhaltigen Lebensweise. Für eine lebenswerte Welt für die nächste Generation müssten Lösungen entwickelt werden.

Nach einer Umfrage der Stiftung ist die Unsicherheit in Deutschland durch den Ukraine-Krieg gestiegen. Mehr als zwei Drittel (67 Prozent) der Befragten äußerten demnach die Sorge, dass der Krieg auf Deutschland übergreife. Lediglich jeder fünfte Befragte (21 Prozent) gab an, sich so sicher zu fühlen wie vor dem Ukraine-Krieg. Insgesamt gebe es eine überwältigende pro-ukrainische Einstellung in der deutschen Bevölkerung, hieß es.

Den Zusammenhalt in Deutschland sehen 79 Prozent der Umfrage zufolge wegen der Corona-Pandemie gefährdet. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) teile die Ansicht, die meisten Menschen würden sich nicht um ihre Mitmenschen kümmern. Für die Umfrage des Projekts „Radar gesellschaftlicher Zusammenhalt“ befragte das Umfrageunternehmen respondi im Februar und Mai 2022 jeweils 1.000 Menschen.

Im Jahr 2021 hat die Stiftung laut Heck für ihre Arbeit 66 Millionen Euro aufgewendet. Wegen coronabedingter Budgetanpassung sei der Betrag acht Millionen Euro niedriger ausgefallen. Für das laufende Jahr werde jedoch wieder ein Budget zwischen 75 und 80 Millionen Euro veranschlagt.

Für die Stiftung arbeiteten den Angaben zufolge 326 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Standorten Gütersloh, Berlin, Brüssel, Washington und Barcelona. Seit ihrer Gründung vor 45 Jahren habe die Bertelsmann Stiftung rund 1,8 Milliarden Euro für gemeinnützige Zwecke zur Verfügung gestellt.

Die Stiftung hält die Mehrheit des Aktienkapitals des Medienkonzerns Bertelsmann. Die von dem Unternehmer Reinhard Mohn ins Leben gerufene Stiftung arbeitet nach eigenen Angaben parteipolitisch neutral.