Medikamententests an Kindern: Bethel-Studie als Buch erschienen

Medikamententests an Kindern: Bethel-Studie als Buch erschienen

Bielefeld (epd). Die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel haben ihre Forschungsergebnisse zu Medikamentenversuchen an Minderjährigen in ihren Einrichtungen jetzt in Buchform vorgelegt. Zwischen 1949 und 1975 seien in Deutschland noch nicht zugelassene Arzneimittel an rund 650 jungen Langzeit-Patienten in Bethel erprobt worden, erklärte die Medizinhistorikerin Maike Rotzoll am Dienstag bei der Vorstellung der Fallstudie in Bielefeld. Dies ist demnach ein knappes Viertel der insgesamt über 2.700 Minderjährigen, die in dieser Zeit länger als sechs Monate in Bethel stationär behandelt wurden.

Bethel-Vorstandsmitglied Johanna Will-Armstrong sagte, die damals ohne ausdrückliche Einwilligungen von Eltern oder Betroffenen durchgeführten Versuche zeigten deutliche Versäumnisse in der damaligen Medizinethik und im ärztlichen Handeln auf. Mit der Studie sei ein „ganz schwieriges Kapitel“ für Bethel aufgearbeitet worden. Neben der Psychiaterin und Historikerin Rotzoll aus Heidelberg gehören der Historiker Niklas Lenhard-Schramm aus Hamburg und der Heidelberger Kinderneurologe Dietz Rating zu den Autoren des Buches.

In zwei Drittel der Fälle handelte es sich den Angaben zufolge um die Erprobung von Arzneimitteln gegen Epilepsie, bei einem Drittel um Psychopharmaka. Eine vorherige Aufklärung und die Zustimmung von Eltern oder eines Vormunds wäre bereits damals rechtlich geboten gewesen, sagten die Autoren der von Bethel selbst in Auftrag gegebenen Studie. Erste Forschungsergebnisse des Ende 2017 begonnenen Projekts hatten die v. Bodelschwinghschen Stiftungen bereits im Juli 2020 veröffentlicht.