Lauterbach sieht bei Affenpocken keine neue Pandemie

Lauterbach sieht bei Affenpocken keine neue Pandemie

Bremen (epd). Die weltweit aufgetretenen Fälle von Affenpocken markieren nach den Worten von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) „nicht den Beginn einer neuen Pandemie“. „Wir haben noch sehr gute Chancen, den Erreger zu stoppen - nicht nur in Deutschland, auch in Europa“, sagte Lauterbach am Dienstag am Rande des Deutschen Ärztetages in Bremen. Eine Gefährdung für die Gesundheit der allgemeinen Bevölkerung in Deutschland werde nach derzeitigen Erkenntnissen als gering eingeschätzt, ergänzte der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler.

Derzeit sind Wieler zufolge weltweit 177 Infektionen in 16 Ländern nachgewiesen. In Deutschland seien es aktuell fünf, die Zahl könne aber steigen. Lauterbach sagte, betroffen seien hierzulande derzeit ausschließlich Männer, die mit Männern Sex gehabt hätten. Das Virus infiziere aber auch andere Gruppen wie etwa Kinder. Durch Isolation und Kontaktnachverfolgung könne der Erreger früh eingedämmt werden, um zu verhindern, dass er sich beim Menschen einniste.

In diese Richtung gingen „strenge RKI-Empfehlungen“, die mit den Ländern entwickelt worden seien, ergänzte Lauterbach. So sollen Betroffene und Kontaktpersonen mindestens 21 Tage in Isolation bleiben, weil die Inkubationszeit des Virus nach einer Infektion bis zu drei Wochen beträgt. Außerdem wurden nach seinen Worten prophylaktisch 40.000 Dosen eines in den USA zugelassenen Impfstoffes bestellt, der wirksam gegen eine Ansteckung hilft und in Deutschland „unmittelbar eingesetzt werden könnte“.

Bei den in Deutschland aufgetretenen Fällen leiden die Betroffenen laut Wieler unter Fieber, Hautausschlag, Lymphknotenschwellungen und Schmerzen im Intimbereich. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch sei selten und nur bei engem Kontakt möglich, könne aber durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder Schorf der Affenpocken-Infizierten auftreten, vermutlich auch im Rahmen von sexuellen Handlungen, heißt es auf der Website des RKI.

Im Gegensatz zu den seit 1980 ausgerotteten Menschenpocken verlaufen Affenpocken in der Regel deutlich milder. Die meisten Menschen erholen sich innerhalb von mehreren Wochen. Lauterbach sagte, bei einigen Betroffenen könnten aber auch schwere Verläufe auftreten. Deshalb müsse „hart und früh reagiert werden“.

Affenpocken sind eine seltene, von Tieren, vermutlich vor allem Nagetieren, auf Menschen übertragbare Viruserkrankung. 1970 wurden sie erstmals in der Demokratischen Republik Kongo bei einem neun Monate alten Jungen identifiziert. Seitdem gab es humane Fälle von Affenpocken insbesondere in west- und zentralafrikanischen Ländern, darunter in Nigeria, der Demokratischen Republik Kongo, der Republik Kongo und weiteren Ländern der Region. Im Frühjahr 2003 kam es zum ersten Nachweis von Affenpocken außerhalb des afrikanischen Kontinents. Als Ursache wurde damals der Import von Nagetieren aus Ghana in die USA identifiziert.