Experte: Militäreinsätze in Mali tragen kaum zur Sicherheit bei

Experte: Militäreinsätze in Mali tragen kaum zur Sicherheit bei
20.05.2022
epd
epd-Gespräch: Moritz Elliesen

Berlin (epd). Der Krise in Mali ist laut dem humanitären Helfer Franck Vannetelle nicht mit Militäreinsätzen beizukommen. Trotz der jahrelangen Präsenz verschiedener internationaler Militäreinsätze habe sich die Sicherheitslage von Jahr zu Jahr verschlechtert, sagte der Landesdirektor der Hilfsorganisation „International Rescue Committee“ (IRC) dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Der UN-Blauhelmeinsatz Minusma, an dem auch die Bundeswehr beteiligt ist, trage ebenfalls nur wenig zur Sicherheit bei. Der Bundestag verlängerte am Freitag die Mandate für die Teilnahme deutscher Soldatinnen und Soldaten an Minusma.

Um für Frieden zu sorgen, brauche es mehr Investitionen in Entwicklungsprojekte und die humanitäre Hilfe, sagte Vannetelle, der seit 2012 in Mali lebt. Das westafrikanische Land wird seit Jahren von Konflikten erschüttert. Der Staat hat über Teile des Landes keine Kontrolle. Vor allem im Norden sind bewaffnete Milizen und islamistischen Gruppen aktiv. Mehrere internationale Einsätze, darunter Minusma, die von Frankreich getragene Anti-Terror-Mission Barkhane und Truppen des regionalen Militärbündnisses G5-Sahel haben es nicht geschafft, die Lage zu stabilisieren.

Laut Vannetelle hat sich die Sicherheitslage in den letzten Monaten sogar weiter verschlechtert. Bei der Rekrutierung von Kämpfern durch islamistische Gruppen spielten Frustration und Unzufriedenheit eine wichtige Rolle. So gebe es zum Beispiel bei Landkonflikten zwischen Hirten und Bauern keine unabhängige Justiz, die für Gerechtigkeit sorge. Junge Männer teilten nicht unbedingt die Ideologie der Islamisten, sondern schlössen sich ihnen an, weil sie sich im Stich gelassen fühlten. Es brauche mehr Geld für Entwicklungsprojekte und die humanitäre Hilfe, forderte der IRC-Landesdirektor.

Die anhaltende Gewalt trage auch zum Hunger in Mali bei, sagte Vannetelle. So könnten Bauern wegen der Konflikte ihr Land nicht bestellen. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Zahl unterernährter Kinder um 53 Prozent gestiegen. Laut den UN sind in dem Sahel-Staat, der zu den ärmsten Ländern der Welt zählt, knapp sechs Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen, mehr als ein Viertel der Bevölkerung.