"Standard"-Chefredakteurin glaubt weiter an die gedruckte Zeitung

"Standard"-Chefredakteurin glaubt weiter an die gedruckte Zeitung
Die Chefredakteurin der österreichischen Tageszeitung "Der Standard", Alexandra Föderl-Schmid, glaubt an die Zukunft der gedruckten Zeitung als Qualitätsmedium.
10.05.2012
epd
Ralf Siepmann

"Je komplexer die Welt wird, desto mehr werden die Menschen Erklärungen wollen, speziell die intelligenten Menschen", sagte die 41-Jährige in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das stelle neue Ansprüche an den Journalismus und bedeute im Ergebnis auch, dass die Zeitung teurer werden müsse.

Jüngere Menschen um die 30 Jahre, die Wohnung und Familie hätten, könnten nicht mehr soviel Zeit mit dem Surfen im Internet verbringen, sagte Föderl-Schmid. Sie brauchten wegen des Zeitmangels jemanden, "der ihnen die Fülle der Nachrichten selektiert und einordnet". Zahlen der österreichischen Medienforschung zeigten, dass diese Menschen dann bevorzugt eine Zeitung abonnierten. Österreich habe in den vergangenen Jahren im Gegensatz zu Deutschland einen Zuwachs an Zeitungslesern verzeichnet.

Die Chefredakteurin appellierte an Medienmacher, bei der Frage der Finanzierung von Qualitätsjournalismus nicht zu pessimistisch zu sein. "Wenn die Branche beginnt, sich selbst als Demokratie-Instrument aufzugeben, dann ist die Selbstentmündigung der westlichen Zivilgesellschaft eingeleitet", sagte sie. Der "Standard" verdiene im Print- und im Onlinebereich Geld. "Nicht genug, um reich zu werden, aber um Qualitätsjournalismus weiter zu finanzieren."

Mit Blick auf die Medienlandschaft in Österreich bezeichnete Föderl-Schmid den Österreichischen Rundfunk (ORF) als ein "Leitmedium der Sonderklasse". Diese Stellung habe der ORF "viel stärker als der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland", weil die Politik den österreichischen Privatsendern keine großen Entwicklungschancen einräume. Ein "wichtiger politischer Faktor" sei zudem das Boulevardblatt "Kronen Zeitung", das täglich von 2,7 Millionen Österreichern gelesen werde.