WDR: Domchor boykottiert Kölner Erzbischof Woelki

WDR: Domchor boykottiert Kölner Erzbischof Woelki
Das Verhältnis zwischen dem Kölner Erzbischof und Gläubigen bleibt angespannt. Am Sonntag drückte etwa das Vokalensemble, ein Chor der Dommusik, seinen Protest aus. Der Interimssprecher des Erzbistums sicherte der Dommusik ein Gespräch zu.

Köln (epd). Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki ist einem Medienbericht zufolge am Sonntag vom Vokalensemble des Kölner Doms boykottiert worden. Nur acht der sonst 50 Chorsänger wollten einem Bericht des WDR zufolge auftreten. Mit der Aktion wollten die Sängerinnen und Sänger gegen die umstrittene Rückkehr von Kardinal Woelki nach einer Auszeit protestieren.

Der Interimssprecher des Erzbistums, Jürgen Kleikamp, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Sonntag, dass der Erzbischof seit seiner Rückkehr im März damit begonnen habe, mit allen Pfarreien, Gremien und Interessengruppen zu sprechen. Auch mit den Vertreterinnen und Vertretern der Dommusik werde Woelki sprechen, sicherte Kleikamp zu. Ein Termin sei aber noch nicht absehbar. Mit dem Leiter der Dommusik-Ensembles, Eberhard Metternich, habe es bereits ein Telefonat gegeben, sagte der Sprecher. Das Vokalensemble ist einer von vier Chören der Dommusik.

Einige Chormitglieder hatten nach WDR-Angaben dem Kardinal einen Brief geschrieben, weil sie mit ihm über Reformen im Erzbistum sprechen wollten, wie der WDR berichtet. Seit drei Wochen warteten sie auf eine Antwort. Woelki hatte zuvor immer wieder betont, mit der Kirchenbasis ins Gespräch kommen zu wollen. Dieser Widerspruch zwischen Ankündigung und Verhalten habe dazu geführt, dass nun der Großteil der Chormitglieder nicht auftrete, hieß es. Chormitglied Edith Timpe erläuterte im Gespräch mit dem WDR, dass einzelne „queere“ und protestantische Mitglieder im Dom singen und ein Zeichen für Vielfalt setzen wollten. Die übrigen Chormitglieder wollten zu Palmsonntag in anderen Kirchen auftreten.

Der seit 2014 amtierende Erzbischof Woelki steht vor allem wegen seines Umgangs mit der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen und der Zurückhaltung eines Missbrauchs-Gutachtens in der Kritik. Papst Franziskus hatte Woelki nach einer päpstlichen Visitation im Amt gelassen und ihm eine knapp fünfmonatige Auszeit genehmigt, die er am Aschermittwoch Anfang März beendet hatte. Woelki hat dem Papst seinen Rücktritt angeboten, aber die Gläubigen zugleich um Geduld und die Chance auf einen Neuanfang gebeten.

Bereits kurz vor Woelkis Rückkehr Anfang März waren Reformgruppen und Laien auf Distanz zu dem Kardinal gegangen, weil sie für eine weitere Zusammenarbeit keine Basis sehen. Dazu zählen unter anderem das Zentralkomitee der Katholiken und der Kölner Diözesanverband des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend.