Essen, Düsseldorf (epd). Mit dem Beginn des Ukraine-Krieges muss nach Ansicht des katholischen Militärbischofs Franz-Josef Overbeck die Sicherung von Frieden und Freiheit in Europa neu gedacht werden. „Wir sind in einer neuen Realität angekommen“, sagte der Ruhrbischof der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Freitag). „Und das bedeutet, mit der Wirklichkeit eines Krieges nicht nur zu rechnen, sondern auch damit umgehen zu müssen.“
Dort, wo Ideologien Menschen verblendeten, sei oft der Abgrund nahe: „Und das sehen wir gerade. Wahrscheinlich hilft dann nur noch Druck und Entschiedenheit“, sagte der 57-Jährige. Nach seinen Worten habe zudem der Beschluss der Regierungskoalition, mit 100 Milliarden Euro die Bundeswehr zu stärken, gezeigt, dass die bisherige Friedenspolitik so nicht weitergeführt werden könne.
Frieden sei nach biblischem Verständnis ein Werk der Gerechtigkeit, führte Overbeck aus. „Von daher kann es durchaus Kriege geben, die der Wiederherstellung von gerechten Zuständen dienen. Aber nur, um allein dieses Ziel zu erreichen - und nicht, um andere Länder zu erobern, Menschen zu ermorden, Recht zu brechen, die Würde der Menschen mit Füßen zu treten.“ Ein solcher Krieg könne niemals gerecht sein, betonte der Militärbischof und Ruhrbischof.
Im russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sieht Overbeck die „Fratze des Bösen“. Wladimir Putins Androhung einer Nutzung von atomaren Waffen führe vor Augen, dass mittlerweile wirklich nichts mehr unmöglich sei. „Und ich kann gut nachvollziehen, dass diese Situation Menschen Angst macht.“ Gemeinsames Beten in den Kirchengemeinden könne hier Hoffnung vermitteln. „Mit dieser Hoffnung müssen wir immer wieder entschieden für das Gute eintreten, für Frieden und Versöhnung“, betonte der Ruhrbischof.