Sachsenhausen-Prozess fortgesetzt

Sachsenhausen-Prozess fortgesetzt

Brandenburg an der Havel (epd). Der NS-Prozess gegen einen früheren SS-Wachmann des KZ Sachsenhausen ist am Donnerstag in seinen 24. Verhandlungstag gestartet. Erwartet wurde nach Angaben des Vorsitzenden Richters Udo Lechtermann die Aussage eines 98-jährigen Überlebenden, der politischer Häftling in Sachsenhausen war, heute in Nordrhein-Westfalen lebt und per Videoschalte aussagen sollte. Außerdem sollte am Donnerstag eine Gutachterin Fotos aus den 40er Jahren bewerten, die den Angeklagten Josef S. zeigen sollen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 101-Jährigen Beihilfe zum Mord in mindestens 3.518 Fällen vor. (Az.: 11 Ks 4/21)

Für die Begutachtung der Lichtbilder zur Klärung der Identität sollte zunächst ein aktuelles Foto des Angeklagten angefertigt werden, sagte Lechtermann auf epd-Anfrage. Danach sei die Begutachtung geplant. Die historischen Vergleichsbilder stammten aus dem Frühsommer 1941, unmittelbar nach der Übersiedlung von Josef S. und seiner Familie aus Litauen nach Deutschland und aus der Nachkriegszeit.

An dem Verfahren sind auch 16 Nebenkläger beteiligt, darunter zehn Überlebende der NS-Verbrechen. Der Prozess hatte Anfang Oktober begonnen. Bislang sind Verhandlungstage bis Ende April geplant. Der in Litauen geborene S., der nach Zweitem Weltkrieg und sowjetischer Kriegsgefangenschaft in der DDR gelebt hatte, bestreitet bislang, Wachmann in Sachsenhausen gewesen zu sein.

In dem KZ waren von 1936 bis 1945 über 200.000 Menschen inhaftiert. Zehntausende wurden ermordet oder kamen auf andere Weise ums Leben. S. soll zwischen Oktober 1941 und Februar 1945 dort als Wachmann gearbeitet haben.