Studie: Schwache Demokratien schneiden in Corona-Krise schlecht ab

Studie: Schwache Demokratien schneiden in Corona-Krise schlecht ab

Gütersloh (epd). Staaten mit Demokratie-Defiziten schneiden laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie schlechter ab als stabile Demokratien. Unter 36 Staaten mit einem erfolgreichen Krisenmanagement seien nur drei Autokratien, erklärte die Stiftung bei der Veröffentlichung eines aktuellen Ländervergleichs am Mittwoch in Gütersloh. Die große Mehrheit von mehr als 100 Regierungen mit einer schwachen oder gescheiterten Regierungsführung habe sich unfähig gezeigt, angemessen auf die Pandemie und die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen zu reagieren.

Vor allem Autokratien hätten die Pandemie genutzt, um Grundrechte weiter zu beschneiden und kritische Stimmen zu unterdrücken, erklärte die Stiftung. Populisten wie der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro seien hingegen daran gescheitert, aus der Pandemie polarisierend politisches Kapital zu schlagen. Der Versuch, sich wissenschaftlichen Erkenntnissen und internationaler Zusammenarbeit zu verschließen und die Virusgefahr zu verharmlosen, habe stattdessen zu einer nahezu ungehinderten Ausbreitung des Virus mit schweren wirtschaftlichen und sozialen Folgen geführt.

Erstmals seit 2004 habe der Transformationsindex der Bertelsmann Stiftung mehr autokratische als demokratische Staaten verzeichnet, hieß es. Von 137 untersuchten Ländern seien nur noch 67 Demokratien, die Zahl der Autokratien sei auf 70 gestiegen. Ursache für den Rückgang von Demokratiequalität sei oftmals die einseitige Konzentration der politischen Eliten auf politische und wirtschaftliche Machtsicherung, der jegliche gesellschaftliche Entwicklung untergeordnet werde, erklärte die Stiftung. Die Pandemie habe diese Entwicklung verstärkt.

Der Transformationsindex der Bertelsmann Stiftung analysiert seit 2004 die Qualität von Demokratie, Marktwirtschaft und Regierungsführung in 137 Entwicklungs- und Transformationsländern. Grundlage für die Bewertung sind Länderberichte, die in Zusammenarbeit mit mehr als 280 Experten führender Universitäten und anderen Einrichtungen in mehr als 120 Ländern erstellt werden. Der aktuelle Ländervergleich erstreckt sich den Angaben zufolge auf den Zeitraum vom 1. Februar 2019 bis zum 31. Januar 2021.