Oldenburg (epd). Am Landgericht Oldenburg hat am Donnerstag der Prozess gegen sieben Vorgesetzte des Patientenmörders Niels Högel begonnen. Angeklagt sind vier Vorgesetzte aus Kliniken in Oldenburg und drei aus Delmenhorst. Ihnen wird Tötung durch Unterlassen und Beihilfe zur Tötung durch Unterlassen in zusammen acht Fällen vorgeworfen. Für den ersten Prozesstag ist die Verlesung der Anklageschrift vorgesehen. Bisher sind 42 Verhandlungstage bis in den November hinein geplant (Az.: 5 Ks 20/16).
Aus dem Krankenhaus Delmenhorst müssen sich zwei Oberärzte und die Stellvertreterin des Stationsleiters Pflege der Intensivstation verantworten. Aus dem Klinikum Oldenburg sitzen der damalige Geschäftsführer und die Pflegedirektorin sowie aus der kardiochirurgischen Intensivstation der frühere ärztliche Leiter und der Leiter des Bereichs Pflege auf der Anklagebank. Die sieben Angeklagten werden von 18 Anwältinnen und Anwälten verteidigt.
Ursprünglich sollte der Prozess auch gegen den Stationsleiter Pflege der Intensivstation der chirurgischen Abteilung des Klinikums Delmenhorst geführt werden. Doch weil der Mann schwer erkrankt ist, wird sein Verfahren abgesondert und zu einem späteren Zeitpunkt beginnen.
Der Ex-Krankenpfleger Högel war am 6. Juni 2019 vom Oldenburger Landgericht wegen insgesamt 85 Morden im Klinikum Oldenburg und im Krankenhaus Delmenhorst zu einer lebenslangen Haft verurteilt worden (AZ: 5 Ks 1/18). Er hatte nach Überzeugung des Gerichts seine Patienten mit Medikamenten vergiftet, die zum Herzstillstand führten, um sie anschließend reanimieren zu können. So wollte er als Lebensretter glänzen.
Im Mordprozess war deutlich geworden, dass die Vorgesetzten in Oldenburg nach einem Verdacht dem Pfleger die Kündigung nahegelegt hatten. Mit einem guten Zeugnis bewarb sich Högel dann erfolgreich in Delmenhorst, wo er weiter tötete.