Alabali-Radovan: Morde von Hanau waren Zäsur für Eingewanderte

Alabali-Radovan: Morde von Hanau waren Zäsur für Eingewanderte

Düsseldorf (epd). Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan (SPD), empfindet die rassistischen Morde von Hanau als Zäsur für Menschen mit Einwanderungsgeschichte. „Dieser Schock, dieses 'Jetzt ist es passiert', das hat sehr viele mit eigener Rassismus-Erfahrung ins Mark getroffen“, sagte Alabali-Radovan der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“ (Donnerstag). Viele Menschen hätten lange vorher gespürt, „wo Alltagsrassismus, Hass und Hetze in letzter Konsequenz enden kann“.

Am 19. Februar 2020 hatte Tobias R. in Hanau aus rassistischen Motiven neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschossen und zahlreiche weitere Menschen verletzt. Anschließend erschoss er auch seine Mutter und nahm sich selbst das Leben. Für den Jahrestag des Anschlags am Samstag ist eine Gedenkveranstaltung in Hanau geplant.

Alabali-Radovan sagte, die Hinterbliebenen hätten es nach der Tat geschafft, den Blick auf die Opfer zu richten: „Sie haben nicht über den Täter geredet. Dadurch haben sie gezeigt, dass die Getöteten Teil unserer Gesellschaft, aus unserer Mitte sind.“ Bei den Morden der rechtsextremen Terrorzelle NSU sei das es anders gewesen, „kaum jemand erinnert sich, wer ermordet wurde“. „Dafür wissen wir umso mehr, wer die Täter waren“, sagte die 31 Jahre SPD-Politikerin, die in Moskau als Tochter irakischer Eltern geboren wurde und in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsen ist