Synodaler Weg: Delegierte diskutieren über den Priester-Zölibat

Synodaler Weg: Delegierte diskutieren über den Priester-Zölibat
Der Synodale Weg hat eine Bewährungsprobe bestanden: Erste Beschlüsse wurden gefasst. Am Freitag wurden die Beratungen fortgesetzt, unter anderem zur Frage der Ehelosigkeit von Priestern.

Frankfurt a.M. (epd). Bei den Beratungen des Synodalen Weges haben katholische Gläubige und Bischöfe am Freitag über Reformen beim Pflichtzölibat für Priester diskutiert. Mehrere Bischöfe begrüßten bei der dritten Synodalversammlung in Frankfurt einen Vorschlag, der Lockerungen bei der vorgeschriebenen Ehelosigkeit vorsieht. Sie äußerten die Hoffnung, damit dem Priestermangel entgegentreten zu können. Die Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz, Beate Gilles, äußerte sich weitgehend zufrieden mit den bisher bei der Versammlung gefassten Beschlüssen.

Der Handlungstext zum Zölibat, der in erster Lesung mehrheitlich angenommen wurde, sieht unter anderem vor, den Vatikan um die Möglichkeit der Weihe sogenannter Viri probati, also bewährter, verheirateter Familienväter, zu ersuchen. Der Münchner Theologe Franz Xaver Bischof betonte, diese brauche es, um dem Priestermangel zu begegnen. Auch der Magdeburger Bischof, Gerhard Feige, sagte, er könne sich verheiratete Männer als Priester vorstellen.

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße erklärte, er arbeite in einer Diözese, in der es derzeit keinen einzigen Priesteranwärter gebe. Er wisse nicht, wie er in Zukunft alle Pfarreien des flächenmäßig größten deutschen Bistums besetzen solle. In Deutschland leben und arbeiten schon mehrere verheiratete Priester. Es handelt sich dabei meist um konvertierte evangelische Pfarrer, die schon, bevor sie zum Priester geweiht wurden, verheiratet waren und sogar Kinder haben.

Bereits am Donnerstagabend hatten die Delegierten zwei grundlegende Texte in zweiter Lesung verabschiedet, die Reformen etwa bei der Beteiligung von Gläubigen an der Leitung der Kirche und mehr Gewaltenteilung vorsehen. In beiden Endabstimmungen kam die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit der anwesenden Bischöfe zustande. Sie ist die Voraussetzung dafür, dass Beschlüsse des Synodalen Wegs verabschiedet werden. Auf der Tagesordnung stehen ferner Reformvorschläge zum Zugang für Frauen zu sakramentalen Ämtern, zum Umgang mit Homosexualität und zu Segensfeiern für alle Paare, die sich lieben - damit sind auch gleichgeschlechtliche Paare gemeint.

Die Generalsekretärin der Bischofskonferenz, Gilles, erklärte in einer Zwischenbilanz am Freitag: „Mit den Beschlüssen sind wir ein gutes Stück weiter.“ Die bisher gefällten Entscheidungen seien ein Fundament, sagte die Theologin. Sie seien jedoch nicht der „Durchbruch zu einer neuen Kirche“. Sie hob „unglaubliches Engagement von Synodalen, aber auch von denjenigen, die von der Kirche zutiefst verletzt wurden“, hervor.

Noch bis Samstag beraten 230 Delegierte des Synodalen Wegs in Frankfurt über Konsequenzen aus der Missbrauchskrise. Überschattet wird die dritte Synodalversammlung von dem neuen Missbrauchsgutachten für das Erzbistum München und Freising, das ranghohen Klerikern moralisches Versagen im Umgang mit Missbrauchsopfern und -tätern attestiert. Darunter ist auch Joseph Ratzinger, heutiger emeritierter Papst Benedikt XVI. und ehemaliger Münchner Erzbischof (1977-1982).

Die jüngste Delegierte des Synodalen Weges, die 18-jährige Johanna Müller aus dem Bistum Münster, äußerte angesichts der neuen Enthüllungen die Hoffnung auf einen Schub beim Reformprozess: „Vielleicht braucht es diese Wut über die Ereignisse der letzten Wochen, damit jetzt etwas passiert.“

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken hatte zusammen mit der katholischen Deutschen Bischofskonferenz 2019 den Reformdialog Synodaler Weg ins Leben gerufen. Die fünfte und abschließende Synodalversammlung ist für 2023 geplant.